Die gesundheitliche Wirkung von Apfelessig wird in den sozialen Medien immer wieder beworben: Er soll beim Abnehmen helfen, das Hautbild verbessern, das Haar glänzen lassen und sogar als antibakterielles Fußbad für gepflegte Füße sorgen. Doch stimmt das alles wirklich? Wie gesund ist Apfelessig tatsächlich und welche Vorteile bringt die Einnahme abends kurz vor dem Schlafengehen? Dieser Artikel klärt auf, welche Effekte wissenschaftlich belegt sind, was Apfelessig besonders vor dem Schlafen bewirken kann und worauf bei der Einnahme zu achten ist.
Welche Wirkung hat Apfelessig?
Apfelessig wird oft als vielseitiges Hausmittel beworben. Laut mehrerer Medien, unter anderem Focus, soll er die Verdauung fördern, beim Abnehmen helfen, das Immunsystem stärken und sogar gegen Krämpfe und Blähungen wirken. Doch was ist wissenschaftlich wirklich belegt? Diese gesundheitlichen Vorteile von Apfelessig zeigen Studien:
- Gewichtsreduktion: Mehrere aktuelle Studien belegen, dass Apfelessig tatsächlich beim Abnehmen helfen kann. In einer libanesischen Untersuchung, durchgeführt von Dr. Rony Abou-Khalil und seinem Team, verloren übergewichtige Jugendliche und junge Erwachsene, die zwölf Wochen lang täglich Apfelessig tranken, im Schnitt 6 bis 8 Kilogramm. Auch der BMI, der Körperfettanteil sowie Blutzucker- und Blutfettwerte verbesserten sich signifikant im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Ähnliche Effekte zeigten sich auch in einer kleinen japanischen Studie mit adipösen Erwachsenen: Nach drei Monaten hatten die Teilnehmenden, die täglich Essig konsumierten, signifikant mehr abgenommen als die Kontrollgruppe.
- Blutzucker: Auch der Blutzucker kann einer kleinen US-Studie unter Leitung der Ernährungswissenschaftlerin Carol S. Johnston zufolge durch Apfelessig gesenkt werden. Insbesondere bei Menschen, die bereits an Typ-2-Diabetes erkrankt sind, kann Apfelessig vorteilhaft sein.
- Blutdruck: Es gibt zudem Hinweise aus einer iranischen Studie, dass regelmäßiger Essig-Konsum den Blutdruck leicht senken kann. Das könne an den bioaktiven Inhaltsstoffen des Essigs liegen. Die Datenlage ist aber noch relativ unerforscht. Der Kardiologe Thomas Meinertz rät dabei zur Vorsicht und empfiehlt, vor und während einer solchen „Kur“ die Kaliumwerte zu kontrollieren.
- Verdauung: Die oft beworbene verdauungsfördernde Wirkung von Apfelessig ist wissenschaftlich hingegen nicht belegt. Das zeigt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Sie sieht keinen gesicherten Nachweis für eine verbesserte Verdauung durch Apfelessig.
Worauf sollte man achten?
Die Ernährungswissenschaftlerin Sibylle Adam empfiehlt im Interview mit der Welt auf Folgendes bei der Einnahme zu achten:
- Apfelessig nur in kleinen Mengen (1–2 Teelöffel pro Tag) und immer verdünnt einnehmen. Denn unverdünnter Essig kann den Zahnschmelz und die Schleimhäute schädigen.
- Besonders bei Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme oder bestehenden Beschwerden sollte vorab ärztlicher Rat eingeholt werden.
- Apfelessig kann Nebenwirkungen wie Sodbrennen, Bauchschmerzen, Schwindel oder Heißhunger auslösen. Treten solche Beschwerden auf, rät Prof. Adam, die Einnahme sofort zu beenden und ärztlichen Rat einzuholen.
Apfelessig vor dem Schlafen?
Viele fragen sich, ob Apfelessig lieber morgens oder abends eingenommen werden sollte. Prof. Johnston untersuchte in einer Studie gezielt die Wirkung der abendlichen Einnahme bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. In dieser Studie nahmen 11 Erwachsene vor dem Schlafengehen einen Esslöffel Apfelessig zusammen mit einem kleinen Stück Käse ein. Schon am nächsten Morgen zeigten sich positive Auswirkungen auf den Blutzucker: Der Nüchternblutzucker war im Schnitt um 4–6 Prozent niedriger als nach einer Kontrollnacht mit Wasser und Käse. Besonders deutlich war der Effekt bei Teilnehmern, deren Blutzuckerwerte am Morgen sonst regelmäßig erhöht waren: Bei ihnen sank der Wert um etwa 6 Prozent. Doch woran liegt das? Die Forscher vermuten, dass Essigsäure den Zuckerstoffwechsel in der Leber beeinflusst und so den morgendlichen Blutzuckeranstieg abschwächen kann.
Für gesunde Menschen spielt der Einnahmezeitpunkt vermutlich eine untergeordnete Rolle. Bei Typ-2-Diabetikern mit erhöhtem morgendlichem Blutzucker kann die Einnahme von Apfelessig vor dem Schlafengehen laut aktueller Forschung jedoch sinnvoll sein. Wichtig ist aber zu beachten, dass die Studie relativ klein war und die Effekte individuell unterschiedlich ausfallen können. Diabetiker sollten, wie Prof. Johnston rät, daher die Einnahme immer mit ihrem Arzt absprechen.
Wie trinke ich Apfelessig am besten?
Der saure Geschmack von Apfelessig kann sehr intensiv sein und das Trinken zur täglichen Herausforderung machen. Es gibt jedoch einfache Tipps, um den Geschmack zu mildern und die Einnahme zu erleichtern. Laut Focus reicht es meist schon aus, wenn er mit Wasser verdünnt wird. Ein bis zwei Teelöffel Apfelessig in einem Glas Wasser reichen aus, um die Säure zu mildern und Magen sowie Zahnschmelz zu schonen. Wer die Mischung noch angenehmer gestalten möchte, kann etwas Honig hinzufügen. Das sorgt nicht nur für eine natürliche Süße, sondern kann zusätzlich das Einschlafen erleichtern. Wichtig ist außerdem, Apfelessig vor dem Zähneputzen zu trinken, damit die Säure nicht unnötig lange auf den Zahnschmelz einwirkt.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden