Fast jeder kennt den Tipp: Wenn man abends nicht einschlafen konnte, gab es von Mama oder Oma ein Glas warme Milch mit Honig. Danach dauerte es oft nicht mehr lange und man war eingeschlafen. Doch steckt hinter diesem Hausmittel tatsächlich eine schlaffördernde Wirkung oder ist es doch nur ein Mythos? Dieser Artikel zeigt, welche positiven Effekte Honig haben kann, ob er wirklich beim Einschlafen hilft und was sonst noch zu einem erholsamen Schlaf beitragen kann.
Schlafprobleme: Ursachen und Risiken
Etwa ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf – oder sollten es zumindest. Für viele Menschen ist ein erholsamer Schlaf keine Selbstverständlichkeit. Einschlafprobleme und häufiges nächtliches Aufwachen gehören für Millionen der Deutschen dazu. Laut dem Deutschen Ärzteblatt leiden rund sechs Millionen Menschen in Deutschland unter Ein- oder Durchschlafstörungen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) weist in ihren Ratgebern auf zahlreiche Auslöser hin: Zu viel Koffein am späten Nachmittag, später Alkohol- und Nikotinkonsum, unregelmäßige Schlafenszeiten oder auch zu lange Mittagsschläfchen können den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stören.
Dabei ist guter Schlaf nicht einfach nur erholsam: Wer über längere Zeit schlecht schläft, riskiert mehr als nur Müdigkeit am nächsten Morgen. Chronischer Schlafmangel kann laut DGSM unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten, Depressionen und Demenz deutlich erhöhen.
Welche Wirkung hat Honig?
Honig besteht laut der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) zu etwa 85 % aus den Einfachzuckern Fructose und Glucose. Zudem besitzt er ein saures Milieu mit einem pH-Wert zwischen 3 und 4, das vielen Keimen und Bakterien das Überleben schwer macht. Doch ist Honig wirklich so gesund, wie ihm oft nachgesagt wird?
- Honig kann Wunden heilen: Schon seit der Antike vertrauen Menschen auf Honig, um Wunden zu säubern und zu heilen. Und tatsächlich belegen Studien, wie von Dr. Dorothee Igelbrink von der Universität Greifswald, die Wirkung: Die hohe Zuckerkonzentration entzieht Bakterien osmotisch Wasser, während die enthaltenen Säuren Keime hemmen und die Wunde sauber halten. Die antibakterielle Wirkung hängt jedoch stark von der Honigsorte ab. Laut DGKH wirkt Honig aus Teebaum- oder Koniferenblüten besonders gut. Auch Manuka-Honig aus Neuseeland ist laut Dr. Igelbrink wirksam. Von herkömmlichem Honig aus dem Supermarkt wird von der DGKH hingegen abgeraten.
- Honig kann beim Abnehmen helfen: Klingt paradox, ist aber wissenschaftlich belegt: Eine österreichische Studie zeigte, dass Honig tatsächlich beim Abnehmen helfen kann. Von den 50 Teilnehmer und Teilnehmerinnen nahmen fast die Hälfte ohne Diät an Gewicht ab. Warum? Honig kann laut den Forschern Heißhunger auf Süßes stillen, ohne dabei ein suchtähnliches Verhalten auszulösen.
- Honig kann Schmerzen und Krämpfe lindern: Die österreichische Studie fand zudem Hinweise darauf, dass Honig eine schmerzlindernde Wirkung haben kann. Dank seines Tryptophan-Gehalts und dem dadurch angeregten Insulinausstoß kann die Serotoninbildung im Gehirn gefördert werden, was die Schmerzempfindung senken könnte. In der Studie halbierte sich die Zahl der Untersuchten mit regelmäßigen Kopfschmerzen. Auch Wadenkrämpfe traten bei jenen, die täglich mindestens drei Esslöffel Honig zu sich nahmen, deutlich seltener auf. Das könne laut Forschern daran liegen, dass Honig nicht nur Magnesium, sondern auch die Vitamine B1, B2 und B6 enthält, die eine Magnesiumaufnahme im Darm fördern. Besonders für ältere Menschen, die häufiger unter Magnesiummangel leiden, kann das eine natürliche Unterstützung sein.
- Honig kann die Verdauung stärken: Dieselbe österreichische Studie zeigt, dass Honig präbiotische Substanzen enthält, die eine gesunde Darmflora fördern und aufbauen können. Rund 75 Prozent der Teilnehmenden mit bestehenden Darmproblemen berichteten nach regelmäßiger Honigeinnahme über eine spürbare Verbesserung ihrer Beschwerden.
Hilft Honig wirklich beim Einschlafen?
Honig hat unzählige gesundheitsfördernde Wirkungen auf Wunden, Gewicht, Schmerzen und die Verdauung. Doch kann er uns auch dabei helfen, schneller einzuschlafen? Die österreichische Studie zeigt, dass Honig durchaus Einfluss auf den Schlaf haben kann. Während einer achtwöchigen Honigeinnahme berichteten deutlich mehr Probanden von einer Verbesserung ihres Schlafes: 43 von 50 Teilnehmern bewerteten ihre Schlafqualität mit „sehr gut“ oder „gut“, im Vergleich zu nur 31 Personen zu Beginn der Studie. Laut der Studie könnte dies am Blutzuckerspiegel liegen: Je niedriger der Blutzuckerspiegel, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, nachts aufzuwachen. Honig könnte diesem Effekt entgegenwirken.
Besonders in Kombination mit warmer Milch wird Honig oft als effektiv empfunden. Laut der AOK enthält Milch nicht nur das Schlafhormon Melatonin, sondern auch die Aminosäure Tryptophan. Beide können dazu beitragen, die Schlafqualität zu verbessern. Zusätzlich wirkt die Wärme der Milch beruhigend und entspannend, was den Einschlafprozess weiter fördern kann. Honig und Milch enthalten also gewisse Inhaltsstoffe, die den Schlaf fördern können, doch ist laut Prof. Dr. Thomas Penzel von der Charité in Berlin eines entscheidend: Das regelmäßige Abendritual selbst, egal, ob die warme Milch mit Honig oder das Lesen eines Buches vor dem Schlafengehen. Eine konsistente Routine und gute Schlafhygiene können gegen Schlafstörungen helfen.
Das hilft noch bei Schlafproblemen
Neben Hausmitteln wie Honig gibt es viele weitere Möglichkeiten, die Schlafqualität zu verbessern und Schlafstörungen zu vermeiden. Laut der DGSM und AOK kann folgendes helfen:
- Optimierte Schlafumgebung: Kühle Temperaturen, frische Luft, keine Geräusche
- Keine üppigen Mahlzeiten am Abend
- Kein Kaffee, Alkohol oder Nikotin am Abend
- Regelmäßige Bewegung, aber nicht zu spät am Abend
- Feste Zubettgeh- und Aufstehzeiten
- Regelmäßige Entspannungsübungen, wie Meditationen oder Yoga
- Nahrungsergänzungsmittel wie Melatonin und Tryptophan
- Beruhigende Kräuter wie Baldrian, Kava, Kamille und Lavendel
Wer unter Stress oder Sorgen leidet, dem kann es laut DGSM helfen, diese auf Papier zu bringen. Das „Raus-Schreiben“ der Gedanken hilft, sie aus dem Kopf zu bekommen und den Geist zu beruhigen.
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