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Blutdruck: Warum der untere Wert nicht zu niedrig sein sollte

Blutdruck

Blutdruck: Warum der untere Wert nicht zu niedrig sein sollte

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    Ist der untere Blutdruckwert zu gering, muss die Ursache ärztlich abgeklärt werden.
    Ist der untere Blutdruckwert zu gering, muss die Ursache ärztlich abgeklärt werden. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/dpa-tmn

    Eine Studie zeigt, dass Bluthochdruck-Patienten in Zukunft Untergrenzen für den diastolischen Blutdruckwert beachten sollten. Bei zu starkem Absinken des Wertes durch eine Medikation sollte diese reduziert werden.

    Zu niedriger diastolischer Blutdruckwert erhöht kardiovaskuläres Risiko

    Im Jahr 2015 wurden die Ergebnisse der SPRINT-Studie veröffentlicht, in deren Rahmen es um die optimalen Blutdruckwerte ging. Das Portal Herzmedizin weist nun darauf hin, dass sich im Rahmen dieser Studie gezeigt habe, dass eine starke Senkung des diastolischen (unteren) Blutdruckwertes eher schädlich sei. Das Risiko für einen „kardiovaskulär bedingten Tod“ (durch Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Erkrankung der Herzkranzgefäße u. ä.) würde demnach steigen. Dabei sei bei Bluthochdruckpatienten, die eine Medikation gegen den zu hohen Blutdruck bekommen, häufig eine Reduktion des diastolischen Wertes zu beobachten. Negative Folgen eines solchen Blutdruckwertabfalls wurden auch in der ARIC-Kohorte, bei der über 15.700 Menschen 21 Jahre lang beobachtet wurden, sichtbar. Personen, die seit Beginn dieser Kohorte einen sehr niedrigen diastolischen Wert aufwiesen, hatten ein bis zu 1,5-fach höheres Risiko für eine koronare Herzerkrankung mit Todesfällen.

    Die Entwicklung einer Herzerkrankung scheint gemäß der Auswertung der ARIC-Kohorte dann am wahrscheinlichsten, wenn der obere Blutdruckwert hoch und der untere Wert niedrig ist. Das dabei entstehende Ungleichgewicht kann das Herz schädigen. Eine Erhöhung des Schlaganfallrisikos hingegen wurde nicht erkennbar.

    Weitere Hinweise auf die schädigende Wirkung des zu niedrigen Wertes

    Professor Bernhard Krämer, Direktor der V. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Mannheim und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e. V., kommentierte eine Post-hoc-Analyse zur Senkung des Blutdrucks bei Hochrisikopatienten. Sein Kommentar im Deutschen Ärzteblatt bezieht sich auf die Wirkung eines zu niedrigen diastolischen Blutdruckwertes von weniger als 70 mmHg, der bei Hochdruckpatienten häufig mit einem erhöhten Pulsdruck und einer höheren Gefäßsteifigkeit einhergehe. In entsprechenden Untersuchungen kam es sogar zu häufigeren Klinikeinweisungen wegen einer Herzinsuffizienz. Auch die Anzahl der Todesfälle stieg bei einem diastolischen Wert unter 70 mmHg gegenüber Werten zwischen 70 und 80 mmHg. Das niedrigste Risiko besteht demnach bei einem mittleren Blutdruckwert von 75 mmHg.

    Ist ein zu niedriger unterer Wert immer schädlich?

    Professor Zideks Kommentar auf Springer Nature weicht von der Erkenntnis ab, dass ein zu niedriger unterer Blutdruckwert generell schädlich sei. Der Facharzt der Medizinischen Klinik für Nephrologie an der Charité Berlin sieht die Problematik eher in der erhöhten Blutdruckamplitude. Seiner Meinung nach ist der niedrige diastolische Wert nicht schädlich, wenn gleichzeitig auch der systolische Wert unter 120 mmHg liegt. Vereinfacht gesagt: Sind beide Werte zu niedrig, ist dies unproblematisch, das Krankheitsrisiko steigt aber mit einer größeren Diskrepanz zwischen einem erhöhten oberen und einem zu niedrigen unteren Blutdruckwert.

    Der Einfluss eines niedrigen diastolischen Blutdruckwertes auf die kognitiven Fähigkeiten von Hochdruckpatienten

    Die Forschergruppe um Chao Jiang vom Department of Cardiology des Beijing Anzhen Hospitals in Peking untersuchte, ob sich durch einen niedrigen unteren Blutdruckwert die kognitiven Fähigkeiten von Hochdruckpatienten verschlechtern können. Die Deutsche Hochdruckliga stellt die Ergebnisse der Untersuchungen vor und weist darauf hin, dass ein niedriger diastolischer Wert den Blutfluss im Gehirn auch bei Hochdruckpatienten nicht beeinflusse, selbst wenn die Patienten unter strenger Medikation stehen. Im Gegenteil: Es ließ sich sogar beobachten, dass der Blutfluss günstiger wurde, wenn der diastolische Wert unter oder gleich 70 mmHg lag. Das Fazit: Die kognitiven Fähigkeiten leiden nicht, wenn eine intensive Blutdruckkontrolle vorgenommen wird.

    Zusammenfassung: Ist es schlecht, wenn der untere Blutdruckwert zu niedrig ist?

    Zusammenfassend lassen sich folgende Punkte bezüglich eines zu niedrigen unteren (diastolischen) Blutdruckwertes festhalten:

    • Risiko für Herzerkrankungen steigt bei zu niedrigem unteren Blutdruckwert
    • problematisch sind starke Abweichungen zwischen Systole und Diastole
    • sind beide Blutdruckwerte niedrig, scheint es keine negativen Auswirkungen zu geben
    • ideal scheint ein diastolischer Wert von 75 mmHg zu sein
    • niedriger diastolischer Wert hat keinen negativen Einfluss auf die Durchblutung des Gehirns und auf kognitive Fähigkeiten

    Übrigens: Menschen, bei denen das Risiko für einen zu hohen oder zu niedrigen Blutdruck bekannt ist, sollten regelmäßig ihre Werte ermitteln. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Blutdruck in der Arztpraxis meist höher ausfällt als bei einer Messung zu Hause. Gesunde Ernährung und viel Bewegung kann Blutdruckabweichungen effektiv entgegenwirken.

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