Mit zunehmendem Alter behalten viele Menschen ihre Gesundheit verstärkt im Blick. Das schließt auch die Überwachung des Blutdrucks mit ein. Spätestens ab einem Alter von 60 Jahren fragen sie sich dann, ob ihre Werte noch normal sind oder ob diese nicht besser einem Arzt zur Beurteilung vorgestellt werden sollten.
Was beeinflusst den Blutdruck?
Das Herz pumpt mit jedem Schlag Blut durch den Körper. Damit ist es möglich, Organe und Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Durch das rhythmische Zusammenziehen und Entspannen entsteht ein Druck bzw. ein Drucknachlass, der als Blutdruck gemessen werden kann. Hierbei sind zwei Werte wichtig:
- Systolischer Wert: Der erstgenannte Blutdruckwert (auch oberer Wert genannt) steht für den Druck in den Arterien, wenn sich das Herz zusammenzieht und Blut durch den Körper pumpt.
- Diastolischer Wert: Der zweite (untere) Wert steht für den Druck in den Arterien, wenn sich das Herz entspannt und wieder mit Blut füllt.
Der Malteser Hilfsdienst weist darauf hin, dass bei gesunden Erwachsenen Blutdruckwerte von 120/80 mmHg als normal gelten. Dies könne sich jedoch mit zunehmendem Alter ändern, da die Blutgefäße weniger elastisch seien. Es ist daher nicht möglich, einen spezifischen Wert für jeden Erwachsenen festzulegen, denn der Blutdruck ist individuell verschieden und offizielle Empfehlungen sind nur Richtwerte. Zu den Einflussfaktoren auf den Blutdruck gehören zum Beispiel:
- Lebensalter
- Lebensweise
- körperliche Fitness
- Vorerkrankungen
- aktuelle Erkrankungen
- eingenommene Medikamente
Höherer Blutdruck bei älteren Menschen: Normal, oder nicht?
Während für Erwachsene zwischen 20 und 50 Jahren ein Blutdruck von 120/80 mmHg als normal gilt, steigen die empfohlenen und für normal befundenen Werte ab einem Alter von 51 Jahren auf 150/90 mmHg, so das Infoportal praktischArzt. Hintergrund sei die nachlassende Elastizität der Arterien, sodass leicht erhöhte Blutdruckwerte für Menschen ab 60 Jahren als normal gelten können. Dies gilt aber nur, solange keine weiteren Erkrankungen oder Risikofaktoren vorliegen. Unterschiede gibt es zudem noch zwischen Frauen und Männern: Frauen haben ab einem Alter von 60 Jahren einen höheren Blutdruck als Männer, was auf die Wechseljahre zurückgeführt wird. Für sie werden durchschnittliche Werte von 153/86 mmHg angegeben, während es für Männer nur 150/88 mmHg sind. Auffällig ist, dass bei Männern der diastolische Wert höher ist als bei Frauen. Doch auch dies gilt als normal.
Frauen in Gefahr: Wechseljahre und Bluthochdruck
Die Wahrscheinlichkeit eines Bluthochdrucks nimmt ab den Wechseljahren und damit noch vor Erreichen des 60. Lebensjahres zu. Christa M. Bongarth, Chefärztin der Kardiologie in der Klinik Höhenried, Rehabilitationszentrum am Starnberger See, sagte im Interview gegenüber der Deutschen Herzstiftung, dass Frauen unter 50 Jahren seltener von Bluthochdruck betroffen seien als Männer. Mit Beginn der Wechseljahre verändere sich dieses Verhältnis jedoch und das Risiko für einen Bluthochdruck verdoppele sich. Dr. Bongarth geht davon aus, dass über die Hälfte der Frauen in den Wechseljahren innerhalb der ersten Jahre der Menopause einen Bluthochdruck entwickelt. Der Grund liegt in den hormonellen Veränderungen: Die Östrogenproduktion nimmt rapide ab, damit lässt auch die blutdrucksenkende Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons nach. Zugleich steigt jedoch der Testosteronspiegel, der wiederum bewirkt, dass Frauen vermehrt in der Bauchregion Fett einlagern. Dieses produziert selbst Hormone, die den Appetit anregen und den Blutdruck steigen lassen. Auch Ängste und Sorgen, die mit der Menopause verbunden sind, bewirken einen Anstieg des Blutdrucks durch die vermehrt ausgeschütteten Stresshormone.
Dass die Blutdruckwerte bei Männern in diesem Alter anders sind, erklärt das Deutsche Grüne Kreuz. Demnach sinkt der Testosteronspiegel bei Männern ab dem 40. Lebensjahr, gleichzeitig steigt der Östrogenspiegel, der sich blutdrucksenkend auswirkt. Bei Männern ab 50 Jahren jedoch sinkt auch der Östrogenspiegel wieder, der Blutdruck hingegen steigt nun langsam an. Diese Vorgänge gehen bei Männern sehr langsam vonstatten und die Testosteronproduktion sinkt jährlich nur um ein bis zwei Prozent. Es handelt sich jedoch nicht um androgene Wechseljahre, die mit denen der Frau identisch sind.
Unbedingt die systolischen Werte niedrig halten?
Auch wenn höhere Blutdruckwerte bei älteren Menschen ab 60 Jahren als normal gelten, empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga, den systolischen Blutdruck auf unter 130 mmHg zu senken. Damit haben Betroffene große kardiovaskuläre Vorteile – ein Ergebnis, welches in der STEP-Studie mit 60- bis 80-jährigen Chinesen ebenso zum Ausdruck kam wie in den Praxen der Fachärzte. Die Forscher schlussfolgerten, dass systolische Zielwerte zwischen 110 und 130 mmHg ideal seien und eine geringere Gesamtmortalität zur Folge hätten. Ebenfalls als wertvoll erwies sich ein langanhaltender normaler Blutdruck gegenüber dem Bereich von 130 bis 150 mmHg. Die Autoren der Studie regen dazu an, eine routinemäßige Absenkung des Blutdrucks bei älteren Patienten zu erwägen.
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