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Muskelzuckungen im Schlaf: harmlos oder doch ein Warnzeichen?

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Muskelzuckungen im Schlaf: harmlos oder doch ein Warnzeichen?

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    Kaum eingenickt, zuckt der Körper zusammen und man glaubt zu fallen: Das steckt hinter den Muskelzuckungen beim Einschlafen.
    Kaum eingenickt, zuckt der Körper zusammen und man glaubt zu fallen: Das steckt hinter den Muskelzuckungen beim Einschlafen. Foto: fran_kie, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Viele kennen das Gefühl: Man liegt im Bett, hat endlich die perfekte Schlafposition gefunden und ist kurz davor einzuschlafen. Doch plötzlich fühlt es sich so an, als würde man fallen und gleichzeitig zucken die Muskeln zusammen. Während Muskelzuckungen am Tag eher an der Stirn oder dem Auge auftreten, spürt man sie kurz vor dem Einschlafen meist an Armen oder Beinen. Oft ist dieses Phänomen harmlos, doch in seltenen Fällen kann es auch ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Erkrankung sein. Warum Muskeln plötzlich zucken und was man dagegen tun kann, erklärt der folgende Artikel.

    Was steckt hinter den Muskelzuckungen?

    Fast 70 Prozent der Menschen erleben sie irgendwann: diese kurzen, ruckartigen Bewegungen, die genau in dem Moment auftreten, wenn man gerade dabei ist einzuschlafen. Laut Dr. Franz Marxreiter, Oberarzt an der molekular-neurologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen, sind diese Muskelzuckungen beim Einschlafen völlig normal und können ganz spontan auftreten. Häufig begleitet sie ein intensives Fallgefühl.

    Doch was genau passiert bei den Zuckungen im Körper?

    Beim Einschlafen durchläuft der Körper laut Romain Ghibellini und Beat Meier vom Psychologie-Institut der Universität in Bern eine Übergangsphase zwischen Wachzustand und Schlaf: den sogenannten hypnagogischen Zustand. In dieser Phase verändert sich nicht nur unsere Wahrnehmung, sondern auch die Art, wie das Gehirn Bewegungen steuert.

    Laut Dr. Marxreiter liegt dies an der Veränderung der Muskelspannungen. Das Gehirn, das im wachen Zustand noch jede Bewegung genau kontrolliert, zieht sich langsam zurück. Dadurch können sich plötzlich einzelne Muskeln unkontrolliert zusammenziehen. Diese Zuckungen, die viele Menschen kennen, sind eigentlich ganz harmlos und lediglich ein Zeichen dafür, dass der Körper in den Schlafmodus wechselt. Das abrupte Loslassen der Muskelspannung kann vom Gehirn auch fälschlich als Fallbewegung interpretiert werden. So entsteht das Gefühl, man würde plötzlich in die Tiefe stürzen. Laut Prof. Ghibellini und Prof. Meier gehören solche Eindrücke zu den typischen Sinneserfahrungen im hypnagogischen Zustand.

    Wann können Muskelzuckungen gefährlich werden?

    In den meisten Fällen sind Muskelzuckungen, auch Myoklonien genannt, unbedenklich. Doch in einigen Fällen können sie auch auf ernst zu nehmende, gesundheitliche Probleme hinweisen. Prof. Alex Rajput, Neurologe an der Universität Saskatchewan in Kanada, nennt im MSD Manual mehrere mögliche Ursachen, bei denen Muskelzuckungen ein Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung sein können:

    • Mineralstoffmangel
    • Periodische Bewegungsstörung
    • Erkrankungen, wie Leber- oder Nierenversagen, Schädigungen des Gehirns, Demenz, niedriger Blutzuckerspiegel und Parkinson
    • Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, wie Antihistaminika, Antidepressiva oder Antibiotika

    Mineralstoffmangel:

    Ein häufiger Grund für nächtliche Muskelzuckungen kann ein Mangel an Mineralstoffen sein. Besonders Magnesium spielt dabei eine zentrale Rolle. Laut der AOK kann ein Magnesiummangel die Nerven- und Muskelreizbarkeit erhöhen, was nächtliche Zuckungen begünstigt. Wer abends noch Sport treibt, hat zudem einen erhöhten Bedarf an Magnesium. Wird dieser nicht gedeckt, können die bekannten Einschlafzuckungen verstärkt auftreten. Auch andere Mineralstoffe stehen im Zusammenhang mit unruhigen Muskelaktivitäten im Schlaf. Prof. Alex Rajput betont, dass neben Magnesium auch ein Ungleichgewicht von Kalzium und Natrium unwillkürliche Muskelzuckungen begünstigen kann.

    Periodische Bewegungsstörung:

    Muskelzuckungen beim Einschlafen können laut Prof. Richard J. Schwab von der Universität Pennsylvania auch ein Hinweis auf sogenannte periodische Bewegungsstörungen sein. Dabei zucken Arme oder Beine unkontrolliert, entweder einzeln oder gleichzeitig. Diese Bewegungen stören die Schlafqualität erheblich, oft, ohne dass die Betroffenen es bemerken. Diese Schlafstörung tritt laut Prof. Schwab besonders im mittleren und hohen Alter auf.

    Was hilft gegen Muskelzuckungen beim Einschlafen?

    Einfache, gelegentlich auftretende Muskelzuckungen beim Einschlafen sind in der Regel harmlos und benötigen keine Behandlung. Dennoch können bestimmte Faktoren ihre Häufigkeit und Intensität beeinflussen. Laut der Sleep Foundation zählen dazu vor allem übermäßiger Konsum von Koffein, Alkohol und Nikotin, intensives Krafttraining am Abend, Schlafmangel sowie Stress und Angstzustände. Wer häufiger unter diesen Zuckungen leidet, kann also durch gezielte Veränderungen im Alltag eine Besserung erzielen. Auch eine gute Schlafhygiene kann laut der Sleep Foundation die Zuckungen positiv beeinflussen.

    Wird eine schwerwiegende Ursache vermutet, ist der Gang zum Arzt sinnvoll. Laut Prof. Rajput hängt die Behandlung solcher Myoklonien stark von der zugrunde liegenden Ursache ab. Liegt beispielsweise ein Mineralstoffmangel vor, können Nahrungsergänzungsmittel helfen. Ist dagegen eine Nierenerkrankung wie eine chronische Niereninsuffizienz die Ursache, kommen medizinische Maßnahmen wie die Hämodialyse zum Einsatz.

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