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Luzides Träumen im Schlaf: Kann man lernen, seine Träume zu steuern?

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Luzides Träumen im Schlaf: Kann man lernen, seine Träume zu steuern?

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    Beim luziden Träumen kann man seine Träume bewusst steuern. Doch wie kann man das Klarträumen lernen?
    Beim luziden Träumen kann man seine Träume bewusst steuern. Doch wie kann man das Klarträumen lernen? Foto: Andrii Lysenko, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Im Schlaf den eigenen Traum steuern? Das wünschen sich viele Menschen. Diese besondere Fähigkeit nennt sich luzides Träumen. Dabei erkennt man im Traum, dass man gerade träumt und kann diesen bestenfalls sogar aktiv beeinflussen. Doch wie genau funktioniert luzides Träumen eigentlich? Und mit welchen Methoden kann man diese Fähigkeit lernen? Dieser Artikel zeigt, was das luzide Träumen ausmacht, wie man es Schritt für Schritt erlernen kann und für wen es möglicherweise weniger empfehlenswert ist.

    Was ist luzides Träumen?

    Luzides Träumen ist gar nicht so selten. Etwa jede zweite Person hat schon einmal einen Klartraum erlebt. Das zeigte eine repräsentative Studie des Traumforschers Dr. Michael Schredl vom Schlaflabor des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mannheim. Doch was genau ist das luzide Träumen eigentlich?

    Luzides Träumen bedeutet, dass man sich während des Träumens bewusst wird, dass man gerade träumt. „Ein Klarträumer weiß, dass er träumt“, so Elisa Filevich vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Normalerweise erkennen wir erst nach dem Aufwachen, dass wir geträumt haben. Beim luziden Träumen hingegen weiß man bereits mitten im Traum, dass man sich in einer Traumwelt befindet. Geübte luzide Träumerinnen und Träumer können ihre Träume in diesem Zustand sogar aktiv steuern und beeinflussen.

    Doch wie funktioniert luzides Träumen genau? Während des NREM-Schlafs (Non-Rapid-Eye-Movement-Schlafs) ist das Gehirn laut dem Max-Planck-Institut insgesamt weniger aktiv als im Wachzustand. Anders ist das in der sogenannten REM-Phase. In dieser Schlafphase träumen wir besonders intensiv, und unsere Augen bewegen sich schnell hin und her. Beim luziden Träumen sind bestimmte Hirnregionen, die sonst im Schlaf eher inaktiv sind, deutlich aktiver. Dazu gehören vor allem der präfrontale Kortex und die frontopolare Region. 

    Wer kann luzid träumen?          

    Viele Menschen erleben gelegentlich luzide Träume, in denen sie sich während des Träumens bewusst sind, dass sie träumen. Laut einer Studie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie berichten die meisten Menschen, dass Klarträume jedoch nur etwa einmal im Jahr auftreten. Doch was unterscheidet Menschen, die klar träumen können, von denen, die es nicht tun?

    Die Untersuchung des Instituts zeigte, dass bei den Klarträumern das vordere Stirnhirn stärker ausgeprägt ist als bei Nicht-Klarträumern. Dieser Bereich ist für bewusste kognitive Prozesse und die sogenannte Metakognition zuständig; also die Fähigkeit, über das eigene Denken nachzudenken. Das könnte laut der Wissenschaftlerin Elisa Filevich bedeuten, dass Klarträumer nicht nur während des Träumens bewusster sind, sondern vermutlich auch im Wachleben stärker reflektieren und ihr Denken bewusst steuern können. 

    Im Interview unerer Redaktion mit Dr. Schredl zeigte sich jedoch, dass auch eine Persönlichkeitseigenschaft eine Rolle spielt: die Offenheit für neue Erfahrungen. Offene Menschen interessieren sich für vieles, so auch für luzide Träume. Wer sich also aktiv mit dem Thema auseinandersetzt, könnte seine Chancen erhöhen, klar zu träumen.

    Luzides Träumen: Kann man lernen, seine Träume zu steuern?

    Luzides Träumen wurde laut dem Max-Planck-Institut erstmalig vor knapp 45 Jahren im Schlaflabor erforscht. In den letzten Jahren ist das Interesse an dieser Fähigkeit jedoch deutlich gewachsen, etwa durch Filme wie „Inception“ aus dem Jahr 2010. Online finden sich heute viele Methoden, die helfen können, das luzide Träumen mit einfachen Techniken zu erlernen. Zu den bekanntesten gehören sogenannte Realitätschecks, bei denen man sich tagsüber mehrmals bewusst fragt, ob man gerade träumt oder wach ist. Wer dies regelmäßig übt, soll die Technik so sehr verinnerlichen, dass er sie auch im Traum anwendet. Auch das Führen eines Traumtagebuchs über einen längeren Zeitraum ist verbreitet. Doch wie gut funktionieren diese Techniken wirklich? Kann man luzides Träumen so einfach erlernen?

    Der Traumforscher Dr. Michael Schredl erklärt unserer Redaktion, worauf es ankommt:

    1. Traumtagebuch: Das Führen eines Traumtagebuchs ist laut dem Traumexperten zwar keine direkte Technik, um luzid zu träumen. Es kann jedoch helfen, die Traumerinnerung zu verbessern. Und genau das ist entscheidend. Denn je besser man sich an seine Träume erinnern kann, desto größer ist auch die Chance, einen luziden Traum zu erleben.
    2. Realitätschecks: Dabei fragt man sich im Wachzustand regelmäßig, ob man gerade träumt, um das Bewusstsein zu schärfen. Sinnvoll ist es dabei, immer denselben Test zu machen. So verankert sich die Routine im Gehirn und wird auch im Traum ausgeführt. Im Traum kann man weitere Tests durchführen. Eine einfache Übung ist etwa, sich die Nase zuzuhalten und zu versuchen, weiterzuatmen. Im Wachzustand funktioniert das natürlich nicht. Wenn man weiteratmet, kann man sich also sicher sein, dass man gerade träumt. Von Methoden wie sich zwicken hält Dr. Schredl dagegen wenig. Denn entgegen früheren Annahmen kann man auch im Traum Schmerzen spüren. 
    3. Wake-up-Back-to-Bed: Eine weitere wirksame Technik ist die sogenannte Wake-up-Back-to-Bed-Methode. Dabei stellt man sich den Wecker so, dass man nach etwa sechs Stunden Schlaf aufwacht und anschließend rund eine Stunde wach bleibt. In dieser Zeit denkt man bewusst über seine bisherigen Träume nach und nimmt sich fest vor, beim nächsten ähnlichen Traum zu erkennen, dass man träumt. Anschließend legt man sich erneut schlafen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Klartraum ist dann besonders hoch, weil man mit genau dieser Absicht wieder einschläft. Dr. Schredl empfiehlt jedoch, die Methode maximal einmal pro Woche anzuwenden, am besten am Wochenende, um Schlafstörungen zu vermeiden.  

    Luzides Träumen funktioniert dennoch nicht von heute auf morgen. Auch Dr. Schredl selbst habe damals zwei bis drei Monate gebraucht, bis die ersten Klarträume regelmäßig auftraten. Geduld und Ausdauer sind also entscheidend.

    Kann luzides Träumen den Schlaf verschlechtern?

    Was die Schlafqualität betrifft, gibt es keine Hinweise darauf, dass luzides Träumen per se den Schlaf verschlechtert. Tatsächlich träumen viele, wie Dr. Schredl erklärt, nur etwa fünf Minuten luzid. Damit sind negative Auswirkungen auf Schlaf oder Erholung unwahrscheinlich. In seinen Studien berichteten viele Teilnehmer nach einem Klartraum sogar, sich am nächsten Morgen erholter und ausgeruhter zu fühlen. Oft auch, weil sie sich darüber freuten, einen luziden Traum gehabt zu haben.

    Risikogruppen: Für wen ist luzides Träumen gefährlich?

    Luzides Träumen kann sehr hilfreich sein, besonders für Menschen, die häufig unter Albträumen, Angstzuständen oder Zwangssymptomen leiden. Es soll zu mehr Selbstbewusstsein und innerer Ausgeglichenheit führen. Allerdings weist die Psychotherapeutin Brigitte Holzinger in einem Vortrag im Rahmen der 55. Lindauer Psychotherapiewochen darauf hin, dass die Wirksamkeit des luziden Träumens bisher nicht vollständig wissenschaftlich belegt ist und weitere Untersuchungen notwendig sind.

    Für bestimmte Personengruppen kann das luzide Träumen auch gefährlich werden. So könnte diese Technik Dr. Holzinger zufolge bei Menschen mit einer Neigung zu Realitätsverlust für noch mehr Verwirrung sorgen. Allerdings gibt es, wie auch Dr. Schredl berichtet, keine Studien zu solchen Nebenwirkungen des luziden Träumens. Er selbst kennt sogar einen Bericht eines Menschen mit einer psychotischen Erkrankung, dem die luziden Träume geholfen haben. Das Training im Klartraum konnte vielmehr das Bewusstsein für den Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit schärfen. Die Wirkung scheint also stark individuell zu variieren.

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