Manche Menschen erinnern sich so lebhaft an ihre Träume, dass sie bis ins Detail erzählen können, was sie nachts erlebt haben. Andere hingegen vergessen ihre Träume schnell oder können sich morgens gar nicht daran erinnern. Doch woran liegt das? Träumen manche Menschen tatsächlich weniger als andere? Dieser Artikel erklärt, was genau während der Traumphase im Schlaf passiert und warum das Erinnern an Träume bei jedem so unterschiedlich funktioniert.
Träumen: Was genau passiert im Schlaf?
Während des Schlafs durchläuft der Mensch mehrere aufeinanderfolgende Schlafzyklen. Diese bestehen, wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erklärt, aus vier verschiedenen Phasen:
- Einschlafphase
- Leichtschlafphase
- Tiefschlafphase
- REM-Schlafphase
Die REM-Phase ist diejenige, in der das Träumen hauptsächlich stattfindet. Die anderen Schlafphasen bezeichnet das IQWiG auch als Non-REM-Schlaf, also als traumlosen Schlaf. REM steht für „Rapid Eye Movement“, was auf die schnellen Augenbewegungen hinweist, die in dieser Phase besonders ausgeprägt sind. Diese raschen Augenbewegungen sind ein deutliches Zeichen dafür, dass das Gehirn aktiv arbeitet und träumt.
Warum träumen wir während des REM-Schlafs intensiver?
Lange Zeit ging man davon aus, dass Träume nur während des REM-Schlafs auftreten. Die Universität Zürich hat diese Annahme allerdings relativiert: Tatsächlich können wir in jeder Schlafphase träumen. Besonders lebhaft und intensiv sind die Träume jedoch meist während des REM-Schlafs. Grund dafür ist, dass während dieser Phase unser Gehirn aktiver ist als in den anderen Schlafphasen, fast so sehr wie im Wachzustand.
Manche dieser intensiven Träume, etwa solche, in denen wir vor Gefahr fliehen oder angegriffen werden, können jedoch auch ein Hinweis auf gesundheitliche Probleme sein. Bei einigen Menschen ist die Gehirnaktivität in der REM-Schlafphase so stark, dass sie körperlich auf ihre Träume reagieren, indem sie schreien, um sich schlagen oder mit den Beinen treten. Die Deutsche Hirnstiftung bezeichnet dies als eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Davon sind in Deutschland über 830.000 Menschen betroffen, vor allem Männer über 60 Jahre. Normalerweise ist während des REM-Schlafs zwar das Gehirn aktiv, doch die Muskeln sind entspannt und unbeweglich. Bei dieser Störung bleiben die Muskeln aktiv, sodass die Betroffenen ihre Träume körperlich ausleben.
Warum können sich nur manche Menschen an ihre Träume erinnern?
Viele Menschen kennen das Gefühl: Man wacht auf und hat direkt vergessen, was man gerade geträumt hat. Immer wieder stellt sich dann die Frage: Träume ich überhaupt? Sich nicht an seine Träume erinnern zu können, ist, wie die Universität Zürich betont, kein Zeichen dafür, dass man gar nicht träumt. Jeder Mensch träumt, doch manche können sich einfach weniger gut daran erinnern. Aber woran liegt das?
Eine italienische Studie aus dem Jahr 2015 untersuchte genau diese Frage. Die Forscher wollten herausfinden, ob das Traum-Erinnern eher von bestimmten Menschen oder von bestimmten Lebensphasen abhängt. Dafür weckten sie sechs gesunde Probanden mehrfach während des REM-Schlafs und analysierten dabei die EEG-Daten ihres Gehirns. Dabei stellten sie fest, dass ein höheres Ausmaß an frontaler Theta-Aktivität und Theta-Oszillationen beim Aufwachen eng mit einer erfolgreichen Traum-Erinnerung verbunden war. Das bedeutet, dass unser Erinnerungsvermögen vor allem davon abhängt, in welchem neurophysiologischen Zustand sich das Gehirn zum Zeitpunkt des Aufwachens aus dem REM-Schlaf befindet.
Welche Menschen können sich häufiger an ihre Träume erinnern?
Ob man sich an seine Träume erinnern kann oder nicht, hängt, wie die italienische Studie gezeigt hat, maßgeblich mit der Hirnaktivität zusammen. Je höher die Theta-Aktivität und die Theta-Oszillationen im Gehirn sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich an seine Träume erinnert.
Doch das ist nicht der einzige Faktor, der die Traumerinnerung beeinflusst. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in Communications Psychology, untersuchte das Traumerinnerungsvermögen bei 217 erwachsenen Teilnehmenden über mehrere Wochen hinweg. Das Forschungsteam fand dabei heraus, dass das Erinnern an Träume von einer Kombination aus persönlichen Einstellungen, kognitiven Merkmalen und Schlafmustern abhängt:
- Menschen, die eine positive Einstellung zum Träumen haben, erinnern sich häufiger an ihre Träume.
- Personen mit längeren Phasen des Leichtschlafs können sich besser an Träume erinnern.
- Jüngere Menschen erinnern sich häufiger an ihre Träume als Ältere.
- Im Frühling träumt man häufiger als im Winter.
Übrigens: Für den Mythos, dass Käse Albträume auslösen könne, gibt es keine klaren wissenschaftlichen Beweise. Meist hängt der Effekt eher damit zusammen, dass Milchprodukte bei Menschen mit Laktoseintoleranz zu Verdauungsproblemen führen, was dann den Schlaf stören und damit Albträume begünstigen kann.
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