Sauerstoff ist lebenswichtig. Ohne ihn würden unsere Organe ihre Funktion verlieren und der gesamte Stoffwechsel käme zum Stillstand. Während wir tagsüber bewusst atmen, läuft die Sauerstoffversorgung nachts auf Autopilot. Studien zeigen: Im Schlaf kann die Sauerstoffsättigung im Blut plötzlich abfallen und das oft, ohne dass wir es merken. Doch woran liegt das und wer ist besonders gefährdet? Dieser Artikel zeigt, wie die Sauerstoffversorgung funktioniert, warum sie nachts anders sein kann und welche ernst zu nehmenden Erkrankungen dahinterstecken könnten.
Was ist Blutsauerstoff?
Blutsauerstoff ist der Sauerstoff, der im Blut transportiert wird, um alle Organe und Gewebe im Körper mit lebenswichtigem Sauerstoff zu versorgen. Das funktioniert laut Dr.-Ing. Johannes Kreuzer von dem Medizintechnik-Unternehmen Cosinuss folgendermaßen: Wir atmen Sauerstoff über die Nase oder den Mund ein. Dieser gelangt in die Luftröhre, dann in die Bronchien und schließlich in die Lunge. Dort wird er ins Blut aufgenommen und an das Hämoglobin gebunden. Dieses transportiert den Sauerstoff letztlich über den Blutkreislauf zu den Zellen.
Der Blutsauerstoff unterteilt sich laut Dr. Kreuzer in die Sauerstoffsättigung, den Sauerstoffgehalt und den Sauerstoffpartialdruck:
- Die Sauerstoffsättigung gibt an, wie viel Sauerstoffgehalt gerade im Blut ist. Damit kann man erkennen, wie effektiv die Lunge Sauerstoff aufnimmt und wie gut der Sauerstofftransport funktioniert. Ist die Sättigung zu niedrig, liegt eine Sauerstoffunterversorgung, wie eine Hypoxämie oder Hypoxie vor.
- Der Sauerstoffgehalt bezieht sich laut dem Deutschen Ärzteblatt auf die gesamte Menge von Sauerstoff im Blut. Er errechnet sich also aus der Sättigung, aber auch der gesamten Hämoglobin-Menge, die transportiert wird.
- Der Sauerstoffpartialdruck zeigt, wie viel Druck der Sauerstoff im Blut ausübt. Er ist laut Dr. Kreuzer zudem von der Sättigung abhängig: Wächst der Partialdruck, dann wächst auch die Sättigung.
Warum ist der Blutsauerstoffwert so wichtig?
Der sogenannte Blutsauerstoffwert bzw. die Sauerstoffsättigung (SpO₂) zeigt, wie viel Sauerstoff im Blut vorhanden ist. Dieser Wert ist laut Dr. Kreuzer elementar für uns. Denn so kann erkannt werden, wie gut die Lunge arbeitet, wie effektiv Sauerstoff aufgenommen wird und wie aktiv der Stoffwechsel ist. Ein normaler Wert liegt bei mindestens 98 Prozent SpO₂. Schon 1 Prozent darunter gilt als niedrig, auch wenn man das meist erst bei noch geringeren Werten körperlich spürt. Sinkt die Sättigung auf unter 70 Prozent, kann das laut Dr. Kreuzer lebensgefährlich werden. Das erleben oft Bergsteiger. Denn in großen Höhen nimmt der Luftdruck ab, wodurch auch der Sauerstoffpartialdruck sinkt. Dadurch kann der Körper weniger Sauerstoff aufnehmen, was zu einer niedrigeren Sauerstoffsättigung führt.
Genügend Sauerstoff im Blut ist wichtig für unsere Gesundheit und die Erhaltung unserer Organfunktionen. Dazu kann sauerstoffreiches Blut auch Auswirkungen auf das äußere Erscheinungsbild haben: Studien der Universität St. Andrews zeigen, dass Menschen mit sauerstoffreichem Blut auf andere gesünder und attraktiver wirken, da ihre Haut rosiger erscheint.
Wie ist die Sauerstoffversorgung während des Schlafs?
Während des Schlafs kann die Sauerstoffversorgung im Blut sinken. Das liegt laut Dr. Kreuzer daran, dass sich die Atmung nachts verlangsamt und durch die lange Liegeposition weniger Luft in der Lunge verbleibt. Auch das Verhältnis zwischen Lungenbelüftung und -durchblutung verschiebt sich, was die Sauerstoffaufnahme beeinflussen kann. Generell ist das für gesunde Menschen nicht weiter bedenklich. Bei bestimmten Vorerkrankungen kann die Sauerstoffversorgung jedoch deutlich abfallen und gesundheitliche Folgen mit sich ziehen. Folgende Erkrankungen können laut Dr. Kreuzer eine Hypoxämie begünstigen:
- Lungenerkrankungen, wie Lungenhochdruck: Menschen mit diesen Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für nächtlichen Sauerstoffmangel. In einer Studie der Universitätsklinik Zürich verbrachten fast 50 von 63 Patienten mit Lungenhochdruck mehr als ein Zehntel der Nacht mit einer Sauerstoffsättigung unter 90 Prozent. Bei etwa der Hälfte lag der Wert über längere Zeiträume nachts unter 90 Prozent.
- Atemeinschränkungen, wie Schlafapnoe: Bei der obstruktiven Schlafapnoe kommt es zu wiederholten Atemaussetzern im Schlaf, was die Sauerstoffsättigung stark absenken kann. In schweren Fällen kann der Wert laut Dr. Kreuzer sogar auf 70 % fallen. So ein Wert wäre tagsüber lebensgefährlich.
- Erkrankungen des Blutes, wie Anämien und Blutbildungsstörungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Herzinsuffizienz
Bei Menschen mit obstruktiven Lungenerkrankungen und gleichzeitigem Übergewicht kann die Sauerstoffsättigung im Schlaf sogar unter 50 Prozent fallen. Laut dem Deutschen Ärzteblatt bleibt das oft unbemerkt und hat nach heutigem Stand keine akuten negativen Auswirkungen auf die Organe, kann aber langfristig chronische Folgen haben.
Wie testet man den Blutsauerstoff?
Der Blutsauerstoff kann auf verschiedene Arten gemessen werden. Die gängigste Methode ist laut Dr. Kreuzer die sogenannte Pulsoximetrie. Dabei wird ein kleines Gerät, meist an den Finger oder ans Ohrläppchen, gesteckt. Dieser misst dann, wie viel Sauerstoff im Blut ist.
Manchmal reicht die Messung am Tag aber nicht aus. Eine Studie der Universitätsklinik Zürich zeigte, dass viele Patienten mit Lungenhochdruck nachts kritische Sauerstoffwerte erreichten, die bei Tagesmessungen nicht erkannt wurden. Daher empfehlen die Forscher, bei Risikopatienten auch nächtliche Pulsoxymetrien durchzuführen.
Was hilft bei niedriger Sauerstoffsättigung im Blut?
Bei wem eine Sauerstoffunterversorgung festgestellt wird, dem kann laut MSD Manual eine Sauerstofftherapie helfen. Das bedeutet, man bekommt extra Sauerstoff zum Atmen. Laut dem MSD Manual gibt es drei Möglichkeiten, wie der Sauerstoff über die Nase zugeführt werden kann:
- Sauerstoffkonzentratoren: Das sind elektrische Geräte, die Sauerstoff aus der normalen Luft herausfiltern und ihn direkt zum Atmen bereitstellen.
- Flüssigsauerstoffsysteme: Hier wird Sauerstoff kaltgestellt und im flüssigen Zustand in einem Behälter aufbewahrt. Zum Atmen wird er wieder gasförmig gemacht und über eine Nasenbrille zugeführt.
- Druckgassystem: In diesen Behältern ist Sauerstoff unter hohem Druck gespeichert. Über einen Schlauch und eine Nasenbrille kann der Sauerstoff dann eingeatmet werden.
Zusätzlich können spezielle Atemübungen helfen. Laut Dr. Kreuzer profitieren besonders Menschen, die sich auf große Höhen vorbereiten wollen, wie Bergsteiger, davon.
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