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Atemaussetzer beim Schlafen: Wie gefährlich sind sie?

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Atemaussetzer beim Schlafen: Wie gefährlich sind sie?

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    Männer sind besonders gefährdet: Die nächtlichen Atemaussetzer bleiben oft unbemerkt, können die Lebensdauer aber deutlich verkürzen.
    Männer sind besonders gefährdet: Die nächtlichen Atemaussetzer bleiben oft unbemerkt, können die Lebensdauer aber deutlich verkürzen. Foto: New Africa, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Wer nachts immer wieder Atemaussetzer hat, merkt davon meist nichts. Doch genau dann gerät der Körper in eine akute Stresssituation: Der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt, das Gehirn schlägt Alarm und der Schlaf wird gestört, oft, ohne dass man sich am nächsten Morgen daran erinnern kann. Unbehandelt kann das Schlafapnoe-Syndrom lebensgefährlich werden. Doch wie erkennt man eigentlich die Schlafapnoe, wenn man im Schlaf nichts davon mitbekommt? Und wie gefährlich ist sie wirklich? Dieser Artikel erklärt, wie das Schlafapnoe-Syndrom erkannt werden kann, welche ernstzunehmenden Folgen es haben kann und was gegen die nächtlichen Atemaussetzer hilft.

    Was ist das Schlaf-Apnoe-Syndrom?

    Das Schlafapnoe-Syndrom ist eine schlafbezogene Atmungsstörung, bei der es während des Schlafs wiederholt zu Atemaussetzern oder einer starken Verringerung der Atmung kommt. Am häufigsten ist die sogenannte obstruktive Schlafapnoe: Der Schlafmediziner Robert L. Owens erklärt im MSD Manuals, dass etwa 8 bis 16 Prozent der Erwachsenen darunter leiden. Männer sind dabei sogar bis zu viermal häufiger betroffen als Frauen. Doch wie entstehen die Atemaussetzer genau?

    Die Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) erklärt, dass bei der Atmungsstörung die oberen Atemwege immer wieder kollabieren. Grund dafür ist die Entspannung der Muskeln im Rachenraum. Dadurch können die Atemwege zusammenfallen und sich verengen. Die Luft kann folglich nicht mehr frei in die Lunge strömen und es kommt zu einem Atemstillstand. Die Ursachen sind laut DGSM vielfältig: Häufig spielen genetische Faktoren, wie ein verengter Rachenraum, aber auch das Alter und Gewicht eine Rolle. Übergewichtige sind laut Professor Owens bis zu siebenmal häufiger betroffen als Menschen mit normalem Gewicht.

    Wie erkennt man die Schlafapnoe?

    Nächtliche Atemaussetzer bekommt man selbst oft nicht mit. Wie merkt man also, ob man unter der Schlafapnoe leidet? Häufig machen sich die Symptome erst am nächsten Tag bemerkbar: „Häufig schnarchen Menschen mit dieser schlafbezogenen Atmungsstörung sehr stark. Ihre Schlafqualität ist schlecht und sie sind tagsüber müde und erschöpft“, erklärt die Schlafexpertin Malin Miksch im Bericht des Uniklinikums Erlangen. Wer trotz scheinbar ausreichendem Schlaf am nächsten Tag sehr schlapp und müde ist, sollte aufmerksam werden. Zu der erhöhten Tagesmüdigkeit kommen laut des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) weitere Symptome:

    • Konzentrationsstörungen
    • Kopfschmerzen und trockener Mund am Morgen
    • Vermehrtes Schwitzen in der Nacht
    • Häufiges Wasserlassen in der Nacht
    • Plötzliches, nächtliches Erwachen mit Herzrasen und Atemnot

    Wer diese Anzeichen bei sich feststellt oder von seinem Partner auf auffälliges Schnarchen und Atemaussetzer hingewiesen wird, sollte dem IQWiG zufolge einen Arzt aufsuchen. Die Diagnose erfolgt dann meist zunächst mit einem tragbaren Messgerät für zu Hause, das die Atmung, die Sauerstoffsättigung und die Herzfrequenz in der Nacht überwacht. Bei auffälligen Befunden folgt oft eine genauere Untersuchung im Schlaflabor, wo die nächtlichen Körperfunktionen umfassend aufgezeichnet werden.

    Wie gefährlich sind die nächtlichen Atemaussetzer?

    Nächtliche Atemaussetzer bei der obstruktiven Schlafapnoe sind weit mehr als nur eine harmlose Schlafstörung – sie können lebensgefährlich werden. Während Betroffene die Atemstillstände meist gar nicht bemerken, sinkt dem Lungenfacharzt Hermann Teutemacher zufolge in diesen Momenten der Sauerstoffgehalt im Blut, wodurch der Körper in eine ständige Alarmbereitschaft gerät. Schon ab zehn Aussetzern pro Stunde empfiehlt Teutemacher eine Behandlung. In schweren Fällen kommen Betroffene sogar auf 30 oder mehr Atemaussetzer pro Stunde.  

    Unbehandelte Schlafapnoe kann lebensgefährlich werden: Die Seegartenklinik, die sich auf die Behandlung der Schlafapnoe spezialisiert hat, erklärt, dass Menschen mit unbehandelter Schlafapnoe sogar bis zu zehn Jahre kürzer leben als gesunde Personen. Die dauerhafte Sauerstoffunterversorgung kann ernst zu nehmende, gesundheitliche Folgen mit sich ziehen. Experten des IQWiGs nennen folgende:

    1. Psychische Beschwerden wie Depressionen
    2. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall
    3. Chronischer Bluthochdruck

    Was hilft gegen Atemaussetzer?

    Für die obstruktive Schlafapnoe gibt es glücklicherweise viele Behandlungsmöglichkeiten, die nächtliche Atemaussetzer verringern und die Schlafqualität verbessern können. Bereits einfache Umstellungen im Lebensstil können der DGSM zufolge helfen:

    • Schlafposition ändern: Besonders die Rückenlage begünstigt Atemaussetzer. Durch die Lage verengen sich die oberen Atemwege stärker, was zu einem Kollaps führen kann. Wer dazu neigt, auf dem Rücken zu schlafen, sollte bewusst andere Positionen ausprobieren. Da die Position über die Nacht hinweg nicht automatisch kontrolliert werden kann, sind sogenannte Schlafpositions-Trainer hilfreich. Diese senden sanfte Vibrationen, sobald sich der Körper auf den Rücken legt, und können so nachts die Position korrigieren.
    • Gewicht reduzieren: Übergewicht ist ein zentraler Risikofaktor für die Atemstörung. Das Gewicht zu reduzieren, kann laut Dr. Miksch schon schnell Wirkung zeigen: „10 Prozent weniger Körpergewicht führen zu 50 Prozent weniger Atemaussetzern.“ Dabei empfiehlt die DGSM jedoch darauf zu achten, langsam und gesund abzunehmen, um den sogenannten Jo-Jo-Effekt zu vermeiden. Denn wer schnell wieder zunimmt, verschlimmert die Schlafapnoe erneut.
    • Alkohol und Nikotin meiden: Die Rolle von Nikotin bei Schlafapnoe und nächtlichen Atemaussetzern ist gut untersucht, aber nicht in allen Punkten eindeutig. Einige Untersuchungen zeigen, dass Rauchen das Risiko für Schlafapnoe und Schnarchen erhöht. Eine Studie der Universität Mohammed V. in Rabat, Marokko zeigte, dass Raucher einen deutlich höheren Apnoe-Hypopnoe-Index hatten als Nichtraucher und 3,7-mal häufiger an einer schweren obstruktiven Schlafapnoe litten. Das bedeutet: Wer raucht, hat häufiger und schwerere Atemaussetzer im Schlaf. Der DGSM zufolge gibt es jedoch auch Studien, die diese Ergebnisse entkräften. Klar ist jedoch, dass Alkohol auch schon in kleinen Mengen negative Folgen für die Apnoen hat. Alkohol wirkt nämlich muskelentspannend und kann dazu führen, dass die Muskulatur im Rachenraum erschlafft. Dadurch werden die Atemwege enger und das Schnarchen und die Häufigkeit sowie Dauer der Atemaussetzer können zunehmen. Daher ist es ratsam, mindestens vier Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol mehr zu trinken.

    Dazu empfiehlt die DGSM medizinische Therapien und operative Maßnahmen, die die obstruktive Schlafapnoe verbessern können:

    • Unterkieferprotrusionsschiene: Diese individuell angepasste Schiene wird vor dem Schlafen in den Mund eingesetzt. Sie schiebt den Unterkiefer leicht nach vorn und kann so die Atemwege offen halten. Diese Behandlung wird häufig nur bei leichten bis mittelschweren Formen der Schlafapnoe eingesetzt.
    • CPAP-Therapie: Bei mittelschweren bis schweren Fällen kommt meist die sogenannte CPAP-Therapie zum Einsatz. Dabei wird über eine Atemmaske Luft mit leichtem Druck durch die Nase geleitet. So bleiben die Atemwege offen und die Atemaussetzer können reduziert werden. Schon nach zwei Wochen berichten viele Betroffene von einer deutlichen Verbesserung. Nebenwirkungen wie trockene Schleimhäute oder ein Gefühl von Enge sind selten und gut behandelbar. Besonders wichtig ist hierbei, die Maske regelmäßig zu tragen, um den vollen Effekt zu erzielen.
    • Zungenschrittmacher: Bei Unverträglichkeit der CPAP-Therapie kann ein Zungenschrittmacher helfen. Dabei wird ein kleines Gerät implantiert, das den Zungennerv elektrisch stimuliert. Die Zunge bleibt dadurch leicht vorgelagert und die Atemwege somit offen. Dieser kann ganz einfach per Fernbedienung vor dem Schlafen eingeschaltet und morgens wieder abgeschaltet werden.
    • Individuelle chirurgische Therapien: Bei der chirurgischen Behandlung stehen verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung, die je nach Ursache und Lokalisation der Atemwegsverengung individuell ausgewählt werden. Eine Möglichkeit ist die Nasenoperation, bei der etwa eine verkrümmte Nasenscheidewand begradigt, Polypen entfernt oder vergrößerte Nasenmuscheln verkleinert werden. Für Patienten mit einer zurückliegenden Kieferstellung bietet sich die operative Vorverlagerung von Ober- und/oder Unterkiefer an. Diese Maßnahme schafft mehr Platz im gesamten Rachenraum und kann die Schlafapnoe deutlich verbessern, ist aber nur bei bestimmten anatomischen Voraussetzungen geeignet. Da diese OP mit großem Aufwand verbunden ist, wird sie aber eher selten eingesetzt. Auch die Entfernung der Mandeln kann in Kombination mit einer Gaumenstraffung eine wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeit sein.
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