Viele Babys schlafen auch mit neun Monaten nachts unruhig und wachen immer wieder auf. Das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge. Tatsächlich schaffen es die meisten Babys erst im Laufe des ersten Lebensjahres, mehrere Stunden am Stück zu schlafen. Doch ab wann ist „Durchschlafen“ wirklich zu erwarten? Und was können Sie tun, wenn Ihr Baby nachts häufig wach wird? Dieser Artikel erklärt, warum das Schlafverhalten von Babys sich stark von dem Erwachsenen unterscheidet, ab welchem Alter längere Schlafphasen üblich sind und welche Tipps Ihnen helfen können, die Nächte entspannter zu gestalten.
Ursachen: Warum wacht mein Baby so oft auf?
Viele Eltern kennen es nur zu gut: Kaum ist das Baby eingeschlafen, wird es schon wieder wach. Das kann ganz schön verunsichern, ist aber in der Regel kein Grund zur Sorge. Babys haben nämlich noch einen völlig anderen Schlaf als Erwachsene. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) erklärt, dass Neugeborene und Säuglinge einen viel kürzeren Schlafzyklus haben, der sich über den Tag und die Nacht verteilt. Während Erwachsene nachts eine längere, durchgängige Schlafphase haben, schlafen Babys in vielen kurzen Etappen.
Laut DGSM und Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit gibt es verschiedene, ganz natürliche Ursachen dafür, warum Babys nachts immer wieder aufwachen:
- Kurze Schlafzyklen: Die Schlafzyklen von Babys dauern nur etwa 40 bis 50 Minuten. Am Ende eines jeden Zyklus wachen sie oft kurz auf.
- Viel REM-Schlaf: Etwa die Hälfte der gesamten Schlafzeit verbringen Babys im sogenannten REM-Schlaf, einer besonders aktiven Schlafphase. In dieser Phase träumen sie, verarbeiten Eindrücke und sind leichter weckbar.
- Kein Tag-Nacht-Rhythmus: In den ersten Lebensmonaten fehlt Babys noch der feste Tag-Nacht-Rhythmus. Ihr Schlaf verteilt sich gleichmäßig über 24 Stunden, weil sie noch kein Gefühl für Licht und Dunkelheit entwickelt haben.
- Körperliche Ursachen: Wachstumsschübe, das Zahnen oder andere körperliche Veränderungen können das nächtliche Aufwachen begünstigen.
- Organische Erkrankungen oder Behinderungen: In seltenen Fällen können auch gesundheitliche Gründe hinter häufigem Aufwachen stecken.
- Seelische Belastungen: Auch emotionale Unruhe oder Stress können den Schlaf beeinflussen.
- Umweltfaktoren: Zudem können Lärm, Temperatur oder andere äußere Einflüsse den Babyschlaf stören.
- Ungünstige Schlafgewohnheiten: Unregelmäßige Schlafenszeiten oder fehlende Rituale können das Durchschlafen erschweren.
In den meisten Fällen sind Schlafprobleme bei Babys völlig normal und ein Teil der gesunden Entwicklung. Sollte Ihr Baby jedoch über längere Zeit sehr unruhig schlafen, nachts mehr als zehnmal aufwachen und viel schreien, empfiehlt das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit, ärztliche Hilfe aufzusuchen.
Ab wann schlafen Babys durch?
Erst ab einem Alter von etwa sechs Monaten beginnt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus Ihres Babys wirklich am Tag-Nacht-Wechsel zu orientieren, so das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit. Jetzt kann Ihr Baby langsam besser durchschlafen. Davor war das bislang nicht möglich, denn in den ersten Lebensmonaten haben Babys schlichtweg keinen festen Rhythmus. Sie schlafen, wann immer sie müde sind, egal ob am Tag oder bei Nacht.
Doch warum ist das eigentlich so? Die DGSM erklärt, dass im Alter von etwa sechs Monaten die Hirnreifung einen entscheidenden Schritt macht. Erst jetzt kann das Baby Lichtimpulse erkennen und unterscheiden. Das bedeutet, dass es zum ersten Mal wirklich zwischen Tag und Nacht differenzieren kann. Vorher war das Gehirn noch nicht so weit entwickelt, weshalb Ihr Baby sich auch nicht nach dem Tageslicht richten oder einen festen Schlafrhythmus entwickeln konnte.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) weist aber darauf hin, dass es völlig normal ist, wenn Ihr Baby auch nach sechs Monaten nicht durchschläft. Manche Kinder wachen noch bis zum Alter von fünf Jahren regelmäßig nachts auf. Eltern müssen sich also keine Sorgen machen, wenn Ihr Kind auch nach dem ersten halben Lebensjahr weiterhin nicht durchschläft. Das gehört zur normalen Entwicklung dazu und ist kein Grund zur Beunruhigung.
Häufigkeit: Wie viele Babys schlafen mit 6 Monaten noch nicht durch?
Eine kanadische Studie, veröffentlicht im Fachjournal Pediatrics, hat untersucht, wie viele Babys im Alter von sechs und zwölf Monaten tatsächlich durchschlafen und was das für ihre Entwicklung und das Wohlbefinden der Mutter bedeutet. Für die Studie wurden 388 Babys und ihre Mütter über einen längeren Zeitraum begleitet. Die Mütter gaben regelmäßig an, wie lange ihr Kind nachts am Stück schlief, ob es gestillt wurde und wie es ihnen selbst ging. Außerdem wurde die geistige und motorische Entwicklung der Kinder überprüft.
Mit sechs Monaten schliefen nur etwa 62 Prozent der Babys mindestens sechs Stunden am Stück durch, und sogar nur 43 Prozent schafften acht Stunden ohne Unterbrechung. Das heißt, mehr als die Hälfte aller Babys in diesem Alter wacht nachts mindestens einmal auf. Auch mit zwölf Monaten schliefen nicht alle Babys durch. Rund 72 Prozent schafften sechs Stunden am Stück, aber nur 57 Prozent schliefen acht Stunden durch.
Die Studie fand zudem heraus, dass häufiges Aufwachen keinen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Babys hat. Weder die geistigen noch die motorischen Fähigkeiten unterschieden sich zwischen Babys, die durchschliefen, und solchen, die nachts öfter wach wurden. Auffällig war lediglich, dass Babys, die durchschliefen, seltener nachts gestillt wurden. Das nächtliche Stillen stand also in Zusammenhang mit häufigeren Wachphasen.
8 Tipps: So kann ihr Baby besser durchschlafen
Nächtliches Aufwachen gehört für viele Eltern zum Alltag und kann ganz schön an den Nerven zehren. Doch schon kleine Veränderungen im Tagesablauf und bei den Schlafgewohnheiten können helfen, dass Ihr Baby nachts ruhiger und länger schläft. Das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit empfiehlt in erster Linie, den Mittagsschlaf so zu verkürzen, dass er spätestens vier Stunden vor dem Nachtschlaf endet. So wird Ihr Baby abends müder und kann leichter einschlafen. Die DGKJ führt folgende Tipps auf, die vor dem Schlaf und bei ständigem Erwachen unterstützen können:
Tipps vor dem Schlafen:
- Optimale Schlafbedingungen schaffen: Für einen guten Schlaf ist auch die Schlafumgebung entscheidend. Die Raumtemperatur sollte zwischen 16 und 18 Grad liegen, damit Ihr Kind weder friert noch schwitzt. Besonders im Sommer empfiehlt sich ein luftdurchlässiger, dünner Schlafsack statt einer zusätzlichen Decke, damit überschüssige Wärme entweichen kann.
- Regelmäßige Rituale einführen: Nicht nur Erwachsene, auch Babys profitieren von festen Routinen. Wiederkehrende Rituale wie das Vorlesen eines Buches, das Singen eines Schlaflieds oder leise Musik können Ihrem Kind helfen, sich zu entspannen und signalisieren, dass es Zeit zum Schlafen ist.
- Ruhige Atmosphäre: Vermeiden Sie vor dem Zubettgehen aufregende Aktivitäten wie wildes Herumtoben oder Fernsehen. Lassen Sie den Tag ruhig ausklingen und beginnen Sie rechtzeitig mit dem Einschlafritual.
- Nur müde Kinder ins Bett legen: Zwingen Sie Ihr Kind nicht ins Bett, wenn es bisher nicht müde ist. Schlafen sollte keine Strafe sein. Legen Sie Ihr Baby aber auch nicht erst dann ins Bett, wenn es schon eingeschlafen ist. Es sollte noch wach sein, damit es lernt, selbst einzuschlafen.
Tipps bei nächtlichem Erwachen:
- Nicht sofort hochnehmen: Wenn Ihr Baby nachts wach wird, lassen Sie es zunächst im Bett liegen und nehmen Sie es nicht sofort auf den Arm. Versuchen Sie, es sanft im Bett zu beruhigen, damit es lernen kann, selbst wieder einzuschlafen.
- Gedämpftes Licht verwenden: Helles Licht in der Nacht kann die Schlafatmosphäre stören. Ein sanftes Nachtlicht reicht stattdessen meist aus.
- Einschlafrituale wiederholen: Wenn Sie das Einschlafritual, das Sie vor dem Zubettgehen genutzt haben, auch nachts wiederholen kann es Ihrem Baby Sicherheit vermitteln und beim Wiedereinschlafen helfen.
- Kleine Einschlafhilfen nutzen: Ein kleines Kuscheltier oder ein vertrautes Tuch können Ihrem Baby zusätzliche Geborgenheit geben und das Einschlafen erleichtern. Da allerdings bei Tüchern, Kissen oder Decken Erstickungsgefahr herrscht, sollten Babys diese nur unter Aufsicht nutzen dürfen.
Übrigens: Auch Kleinkinder tun sich manchmal schwer damit, abends einzuschlafen.
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