Bluthochdruck ist weitverbreitet und kann auf Dauer das Herz-Kreislauf-System stark belasten. Oft hilft schon eine Umstellung des Lebensstils, um die Werte zu senken. Manchmal reicht das aber nicht aus. Dann stellt sich die entscheidende Frage: Ab welchem Zeitpunkt sind blutdrucksenkende Medikamente wirklich notwendig? Hier erfahren Sie die Antwort darauf.
Ab wann ist der Blutdruck zu hoch?
Bevor über eine Behandlung entschieden wird, muss zunächst feststehen, ob überhaupt Bluthochdruck vorliegt. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung orientieren sich Fachleute in Deutschland und Europa an drei zentralen Leitlinien: der Nationalen Versorgungsleitlinie Hypertonie (2023), den Empfehlungen der European Society of Hypertension (2023) sowie der aktuellsten Leitlinie der European Society of Cardiology (2024).
Die Leitlinie der European Society of Cardiology definiert dabei drei Blutdruckbereiche:
- Werte bis 120/70 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) gelten als normal.
- Messungen zwischen 120 und 139 mmHg systolisch beziehungsweise 70 und 89 mmHg diastolisch gelten als erhöht.
- Ab 140/90 mmHg liegt dann ein zu hoher Blutdruck vor, was medizinisch als Hypertonie bezeichnet wird.
Wann muss man bei hohem Blutdruck Tabletten nehmen?
Blutdruck lässt sich also danach einordnen, ob er normal, erhöht oder zu hoch ist. Auch für die Frage, ab wann man Tabletten gegen Bluthochdruck nehmen muss, ist diese Einordnung entscheidend.
Denn laut der Leitlinie für das Management von erhöhtem Blutdruck und Hypertonie, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, sollte die Entscheidung davon abhängen, in welchem dieser Bereiche die Werte liegen und ob zusätzliche Risikofaktoren vorliegen. Daraus ergeben sich folgende Empfehlungen:
Nicht erhöhter Blutdruck (unter 120/70 mmHg)
Bei nicht erhöhtem Blutdruck sind keine Medikamente erforderlich. Wichtig ist, den Blutdruck gelegentlich zu kontrollieren und durch eine gesunde Lebensweise langfristig stabil zu halten. Dazu zählen eine ausgewogene, salzarme Ernährung, ausreichend Bewegung, der Abbau von Übergewicht, wenig Alkohol und der Verzicht auf Rauchen.
Erhöhter Blutdruck (zwischen 120/70 mmHg und 139/89 mmHg)
Ohne zusätzliche Risikofaktoren wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Nierenschäden werden zunächst nur Anpassungen des Lebensstils empfohlen, ergänzt durch regelmäßige Blutdruckkontrollen. Liegen jedoch Risikofaktoren vor, kann bereits in diesem Bereich eine medikamentöse Behandlung notwendig sein, entweder sofort oder nach drei Monaten, wenn sich die Werte trotz Lebensstiländerung nicht bessern.
Hypertonie (ab 140/90 mmHg)
In diesem Bereich wird laut Leitlinie davon ausgegangen, dass das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere Folgeerkrankungen so hoch ist, dass eine medikamentöse Behandlung in der Regel sofort begonnen werden sollte. Zusätzlich sollte der Lebensstil optimiert werden. Auch hier ist eine regelmäßige Blutdruckkontrolle empfohlen.
Blutdrucksenkende Mittel: Welche Medikamente gibt es?
Wenn eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist, steht Ärztinnen und Ärzten eine Auswahl verschiedener Blutdrucksenker zur Verfügung. Welche Wirkstoffe im Einzelfall eingesetzt werden, entscheiden die Fachleute nach gründlicher Untersuchung und unter Berücksichtigung möglicher Begleiterkrankungen. Wie die Apotheken Umschau erläutert, lassen sich blutdrucksenkende Medikamente dabei in mehrere große Wirkstoffgruppen einteilen. Dazu zählen unter anderem:
- Diuretika: Wirken entwässernd, verringern das Blutvolumen und senken dadurch den Blutdruck.
- Kalziumantagonisten: Hemmen den Einstrom von Kalzium in die Zellen und erweitern die Blutgefäße, was den Blutdruck senkt.
- Betablocker: Blockieren die Wirkung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin am Herzen und verlangsamen so den Herzschlag.
- ACE-Hemmer: Greifen in das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) ein, hemmen die Bildung von Angiotensin II und senken so den Blutdruck.
- AT-1-Rezeptorantagonisten (Sartane): Ebenfalls Hemmer des RAAS, blockieren die Wirkung von Angiotensin II an den Rezeptoren.
Blutdrucksenker und Nebenwirkungen: Das ist zu beachten
Ist das passende Medikament dann gefunden und wird regelmäßig eingenommen, lohnt es sich, aufmerksam auf den eigenen Körper zu achten. Denn gerade zu Beginn der Behandlung kann es vorkommen, dass man sich müde oder weniger leistungsfähig fühlt, wie PraktischArzt erklärt. Der Körper benötigt Zeit, um sich an den gesenkten Blutdruck zu gewöhnen, viele anfängliche Beschwerden verschwinden dann nach einigen Tagen von selbst. Hören die Symptome jedoch nicht auf, kann gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt ein anderer Wirkstoff ausprobiert werden.
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