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Blutdruck senken: Kann Zitrone als Sofortmaßnahme wirklich helfen?

Blutdruck

Blutdruck senken: Kann Zitrone als Sofortmaßnahme wirklich helfen?

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    Bluthochdruck muss überwacht und behandelt werden.
    Bluthochdruck muss überwacht und behandelt werden. Foto: Jana Bauch, dpa (Symbolbild)

    Zitronen gelten als vielseitige Hausmittel: Sie liefern Vitamin C, wirken entzündungshemmend und finden bei Erkältung, Verdauungsproblemen oder Hautunreinheiten Anwendung. Auch bei Bluthochdruck wird ihnen eine unterstützende Wirkung nachgesagt. Einige Studien deuten darauf hin, dass Zitronen – etwa durch enthaltene Flavonoide oder Kalium – den Blutdruck langfristig leicht senken könnten. Eine unmittelbare oder kurzfristige Wirkung ist jedoch fraglich und wissenschaftlich nicht ausreichend belegt.

    Bluthochdruck: Ab wann wird es gefährlich?

    Allgemein gilt: Misst ein Arzt wenigstens zweimal einen Blutdruck von mindestens 140/90 mmHG, liegt eine sogenannte arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) vor. Die offizielle Empfehlung lautet nun, blutdrucksenkende Mittel zu verschreiben. Diese Antihypertensiva sollen Gefäßschäden verhindern, die ihrerseits das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (u. a. Schlaganfall und Herzinfarkt) erhöhen. Darauf weist Dr. Max Fritschka, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC), in einem Experteninterview gegenüber dem Hamburger Abendblatt hin. Gleichzeitig erklärt er, dass nicht nur ein langfristig zu hoher Blutdruck problematisch sei, sondern auch ein akutes Ansteigen. Dieses kommt häufig bei Patienten, die eigenmächtig wichtige Medikamente absetzen, vor.

    Prof. Heribert Schunkert, Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München, informierte jedoch darüber, dass die American Heart Association neue Grenzwerte definiert habe. 2017 wurden diese von 140/90 auf 135/80 mmHG gesenkt. Für Deutschland gelte jedoch, dass sich ab diesem neuen Grenzwert ein „hochnormaler Blutdruck“ zeige. Erste Gegenmaßnahmen sind dennoch zu empfehlen.

    Dr. Fritschka erklärt, dass auch bei Menschen mit normalem Blutdruck dieser vorübergehend ansteigen könne. Zu viel Kaffee, Stress oder Alkohol führe unter Umständen zu Hochdrucksymptomen. Dazu zählen zum Beispiel:

    • Kopfschmerzen
    • Kurzatmigkeit
    • Schwindel
    • Herzklopfen

    Zitrone bei Bluthochdruck: Ist Vitamin C die Lösung?

    Dr. Volker Schmiedel, Arzt im ganzheitlichen Ambulatorium Paramed in Baar (Schweiz) erklärt in einem beim Thieme-Verlag erschienenen Beitrag, dass Vitamin C das „Immunvitamin“ schlechthin sei. Allerdings nicht bezogen auf die beliebte heiße Zitrone, die gern bei (beginnenden) Erkältungsinfekten zubereitet werden. Vitamin C sei sehr hitzeempfindlich und würde bei einem normalen Teeaufguss nahezu nutzlos. Das verwendete Wasser dürfe hier nur Trinktemperatur haben. Außerdem sei der Vitamin-C-Gehalt in nur einer Zitrone mit rund 50 mg zu gering, um eine sofortige immunbeeinflussende Wirkung zu haben. Dennoch gelten einige Wirkungen von Vitamin C als gesichert:

    • Vitamin C wird als Hauptoxidans für die Entfaltung der Lunge benötigt
    • sorgt für rasches Wachstum der Leukozyten
    • hält Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) aktiv
    • wirkt antibakteriell
    • wahrscheinlich antivirale Wirkung
    • schützt vor Zellschäden durch Oxidation
    • sorgt für raschere Regeneration des Tocopherol-Radikals (wichtig für Immun- und Tumorabwehr)
    • positive Beeinflussung des Stoffwechsels

    Taugt Zitrone als Erste-Hilfe-Mittel bei Bluthochdruck?

    Angesichts der zahlreichen positiven Wirkungen von Vitamin C, das in Zitronen ebenso wie in Kiwi oder Paprika enthalten ist, stellt sich die Frage, ob sich auch Bluthochdruck durch das Trinken eines Glases Zitronensaft auf nüchternen Magen, wie der Geheimtipp lautet, beeinflussen lässt. Und tatsächlich: Es gibt Studien, deren Ergebnisse von Wissenschaftlern der John Hopkins School of Medicine veröffentlicht wurden, die Vitamin C eine gewisse Wirkung gegen erhöhten Blutdruck bescheinigen. Die Forscher prüften 2012 in einer Übersichtsarbeit insgesamt 29 Studien dazu und kamen zu dem Ergebnis, dass eine tägliche Dosis von 500 mg Vitamin C über acht Wochen für einen niedrigeren systolischen Blutdruck sorgen kann. Die Blutdrucksenkung betrug bis zu 4,85 mmHG. Da in einer Zitrone nur rund 50 mg Vitamin C enthalten sind, entspräche die genannte Dosis zehn Früchten.

    Wichtig: Nachgewiesen werden konnte lediglich eine langfristige Wirkung. Kurzfristig hatte die Einnahme von Vitamin C bzw. der Genuss von Zitronensaft keine nachweisbare Wirkung auf den Bluthochdruck.

    Gibt es bessere Sofortmaßnahmen gegen hohen Blutdruck?

    Dr. Fritschka erklärte, dass es einige Maßnahmen gäbe, die wirklich Linderung bei hohem Blutdruck verschaffen könnten. Zu nennen sind hier:

    • kalte Duschen
    • genügend Trinken
    • Anwendung von Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation
    • Sport und ausreichende körperliche Aktivität

    Letzteres unterstreicht auch Dipl.-Biol. Claudia Helbig, die zusammen mit Prof. Hans Joachim von Büdingen von der Deutschen Schlaganfallbegleitung (DSB) gGmbH einen entsprechenden Beitrag verfasst hat. Sie empfiehlt regelmäßige körperliche Aktivität, wobei schon fünf Minuten täglich ausreichend seien, um eine blutdrucksenkende Wirkung feststellen zu können. Damit lasse sich eine Senkung des systolischen Blutdrucks von bis zu 5 mmHG erreichen, womit wiederum das Risiko für einen Schlaganfall um bis zu 10 Prozent sinke. Auch die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens 30 Minuten körperlicher Aktivität an wenigstens fünf Wochentagen. Eine moderate Aktivität sei genügend.

    Übrigens: Zitrone ist nicht nur gesundheitlich gesehen ein Alleskönner und wirkt dabei unter anderem antientzündlich, sondern kann im Haushalt als antibakterieller Reinigungszusatz ebenso verwendet werden wie zum Aufhellen der Haare oder zum Vertreiben von Mücken. Eine echte Powerfrucht!

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