Ein erholsamer Schlaf ist wichtig für die Entwicklung von Kindern, körperlich wie geistig. Doch was genau heißt eigentlich „genug schlafen“? Schon für Erwachsene ist es schwer einzuschätzen, wie viel Schlaf für sie selbst gesund ist. Bei Kindern ist es noch komplizierter, da sich ihre Bedürfnisse ständig verändern. Hier erfahren Sie, wie viel Schlaf Kinder in welchem Alter wirklich brauchen und woran man erkennt, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät.
Warum Schlaf so wichtig ist für Kinder
Schlaf ist für junge Menschen besonders wichtig, und das aus vielen Gründen. So erklärt das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, dass zu wenig Schlaf tagsüber zu Müdigkeit und nachlassender Leistungsfähigkeit führt. Schlafmangel hat außerdem konkrete kognitive Folgen: So können Probleme mit Gedächtnis, Konzentration, Problemlösung, Kreativität, emotionaler Verarbeitung und Urteilsvermögen auftreten.
Auch körperlich macht sich der Schlafmangel bei Kindern bemerkbar. Denn er kann das Wachstum beeinträchtigen und die körperliche wie geistige Entwicklung bremsen. Zusätzlich kann das Immunsystem geschwächt werden, was Kinder anfälliger für Krankheiten macht. Das Robert Koch-Institut weist außerdem darauf hin, dass ein dauerhaftes Schlafdefizit das Risiko für Übergewicht erhöht. Ursachen sind unter anderem hormonelle Veränderungen, ein gesteigerter Appetit und weniger Bewegung durch Müdigkeit.
So viel Schlaf brauchen Kinder in verschiedenen Altersstufen
Wie viel Schlaf Kinder brauchen, kann individuell sehr unterschiedlich sein. Fest steht aber: Mit zunehmendem Alter verändert sich der Schlafbedarf, wie Schlafcoach Bianca Kunz im Interview mit unserem Portal erklärt. Um Eltern eine Orientierung zu bieten, hat die National Sleep Foundation in einem wissenschaftlichen Bericht folgende altersabhängige Empfehlungen veröffentlicht:
Alter | Empfohlen | Noch akzeptabel | Nicht empfohlen |
---|---|---|---|
0-3 Monate | 14-17 Stunden | 11-13 oder 18-19 Stunden | Unter 11 oder über 19 Stunden |
4-11 Monate | 12-15 Stunden | 10-11 oder 16-18 Stunden | Unter 10 oder über 18 Stunden |
1-2 Jahre | 11-14 Stunden | 9-10 oder 15-16 Stunden | Unter 9 oder über 16 Stunden |
3-5 Jahre | 10-13 Stunden | 8-9 oder 14 Stunden | Unter 8 oder über 14 Stunden |
6-13 Jahre | 9-11 Stunden | 7-8 oder 12 Stunden | Unter 7 oder über 12 Stunden |
14-17 Jahre | 8-10 Stunden | 7 oder 11 Stunden | Unter 7 oder über 11 Stunden |
Um die Schlafdauer und das Schlafverhalten besser beurteilen zu können und um einzuschätzen, ob ein Kind ausreichend schläft, empfiehlt das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, gerade bei jüngeren Kindern ein sogenanntes Schlafprotokoll anzulegen. Dafür werden über zwei bis drei Wochen hinweg alle Schlaf- und Wachzeiten notiert, um Muster zu erkennen und Veränderungen besser einschätzen zu können.
Schlafmangel bei Kindern: Daran kann man ihn erkennen
Wenn Kinder nicht genug schlafen, wirkt sich das meist auch auf ihr Verhalten am Tag aus. Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit nennt als mögliche Anzeichen unter anderem Müdigkeit, Schwierigkeiten beim Konzentrieren oder eine insgesamt geringere Belastbarkeit. Kleinkinder wirken dann schnell gereizt oder fangen leicht an zu weinen.
Bei Kindern im Kindergarten- oder Grundschulalter kann sich Schlafmangel auch durch besonders ausgeprägten Bewegungsdrang zeigen. Sie sind ständig in Bewegung, rennen herum oder haben Mühe, zur Ruhe zu kommen. Schlafprobleme treten außerdem oft zusammen mit innerer Unruhe oder Unsicherheit auf. Manche Kinder ziehen sich zurück, wirken traurig oder reagieren dann besonders empfindlich auf Trennungen.
Woran Schlafprobleme bei Kindern liegen können
Es gibt viele verschiedene Ursachen, die zu Schlafproblemen bei Kindern führen können. Laut Angaben der Barmer zählen Einschlaf- und Durchschlafstörungen zu den häufigsten Formen. Daneben treten auch sogenannte Parasomnien häufig auf, also nächtliche Phänomene wie Schlafwandeln, Sprechen im Schlaf, plötzliche Schreckreaktionen oder Albträume. Diese sind meist harmlos, kommen aber vor allem bis zum Jugendalter regelmäßig vor.
Nicht selten spielen dabei auch äußere Faktoren eine Rolle: Ein unregelmäßiger Tagesablauf, zu viel Bildschirmzeit oder fehlende Bewegung können den Schlafrhythmus aus dem Gleichgewicht bringen. Ebenso können emotionale Belastungen wie Streit in der Familie oder Stress in der Schule die Nachtruhe stören.
Auch körperliche Gründe sind möglich, etwa durch bestimmte Krankheiten oder zum Beispiel vergrößerte Mandeln, die zu Atempausen im Schlaf führen. Schlafprobleme können außerdem als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auftreten oder entstehen, wenn diese abgesetzt werden.
Schlafprobleme bei Kindern: Wenn man einen Arzt aufsuchen sollte
Schlafprobleme bei Kindern sind nicht immer harmlos, vor allem dann nicht, wenn sie länger als vier Wochen anhalten. Die AOK empfiehlt in solchen Fällen, ärztlichen Rat einzuholen. Auch bei auffälligem Schnarchen, Atempausen oder ungewöhnlichen Bewegungen im Schlaf rät Children’s Health Queensland zu einer medizinischen Abklärung. Generell gilt aber: Wenn Eltern sich Sorgen machen oder unsicher sind, sollten sie sich nicht davor scheuen, mit einem Arzt darüber zu sprechen.
So kann man Kindern beim einschlafen helfen
Ein erholsamer Schlaf beginnt schon vor dem Zubettgehen. Damit Kinder abends besser zur Ruhe finden, empfiehlt die Techniker Krankenkasse folgende Maßnahmen:
- Eine angenehme Schlafumgebung schaffen: Das Kinderzimmer sollte ruhig, abgedunkelt und frei von störenden Geräuschen sein. Kinder schlafen besser, wenn sie sich sicher und geborgen fühlen.
- Den Abend ruhig ausklingen lassen: Aufregende Spiele, Streit oder spannende Filme können das Einschlafen erschweren. Stattdessen hilft es, gemeinsam den Tag in Ruhe zu beenden und über Sorgen oder Gedanken zu sprechen.
- Feste Rituale einführen: Wiederkehrende Abläufe wie Zähneputzen, Schlafanzug anziehen und eine Gutenachtgeschichte geben Sicherheit und helfen, zur Ruhe zu kommen. Regelmäßige Schlafenszeiten sind ebenfalls wichtig.
- Ausreichend Bewegung am Tag: Kinder, die sich tagsüber viel bewegen, vor allem draußen, sind abends meist ausgeglichener und schlafen besser ein.
- Weniger Medien, weniger Reize: In der Stunde vor dem Schlafengehen sollten Bildschirme ausbleiben. Auch laute Geräusche und grelles Licht stören die Vorbereitung auf die Nacht. Ein ruhiger Abschluss des Tages unterstützt das Einschlafen.
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