Und wieder Vollmond. Ein häufiger Grund für viele Frauen, warum sie schlecht einschlafen können oder nachts öfter aufwachen. Die Vorstellung, dass der Mond unseren Schlaf beeinflusst, ist weitverbreitet. Doch ist das wirklich nur ein Mythos oder steckt tatsächlich eine wissenschaftlich belegte Wahrheit dahinter? Und warum scheinen besonders Frauen von diesen Schlafproblemen bei Vollmond betroffen zu sein?
Dieser Artikel klärt auf, warum Frauen bei Vollmond oft schlechter schlafen, wie viele wirklich betroffen sind und ob auch Männer unter dem Einfluss des Mondes schlechter schlafen. Außerdem finden Sie praktische Tipps von Experten, die das Einschlafen bei Vollmond erleichtern können.
Häufigkeit: Wie viele Frauen können bei Vollmond nicht schlafen?
Schon vor Jahrzehnten beschäftigte diese Frage die Forschung. Eine 2005 veröffentlichte Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigte, dass etwa jede zweite Frau meint, bei Vollmond nicht schlafen zu können. Dieser Wert ist im Vergleich zu einer Befragung aus dem Jahr 1955 deutlich gestiegen. Damals gaben nur rund 23 Prozent der Frauen an, durch den Vollmond schlechter zu schlafen. Innerhalb von 50 Jahren hat sich also die Zahl der Frauen, die glauben, der Vollmond beeinflusse ihren Schlaf, mehr als verdoppelt. Doch wie kann das sein? Ist alles bloß ein Trend oder steckt mehr dahinter?
Wie sieht es heute aus? Eine aktuelle Statista-Befragung aus dem Jahr 2022 mit über 4800 Teilnehmern zeigt, dass rund 40 Prozent der Befragten in Deutschland glauben, bei Vollmond schlechter zu schlafen. Dabei berichten Frauen häufiger als Männer, dass ihre Schlafqualität in Vollmondnächten leidet.
Warum können Frauen nicht bei Vollmond schlafen?
Die Chronobiologin Charlotte Förster von der Universität Würzburg hat sich 2021 in einer Studie mit dieser Frage beschäftigt. Sie sammelte und analysierte Menstruationsdaten von 22 Frauen über Zeiträume von bis zu 32 Jahren. Sie prüfte, ob der Beginn der Menstruation mit bestimmten Mondphasen, wie dem Vollmond oder mit anderen Mondzyklen wie dem Perigäum, also der nächsten Annäherung des Mondes an die Erde oder den sogenannten lunar standstills, also der maximale nördliche oder südliche Position des Mondes am Himmel zusammenfällt.
Förster untersuchte sowohl den Einfluss des Mondlichts als auch die Mondentfernung in Bezug auf den weiblichen Zyklus. Ziel war es herauszufinden, ob die Menstruation regelmäßig mit bestimmten Mondphasen synchronisiert ist. Dabei stellte sie fest, dass insbesondere bei jüngeren Frauen eine Synchronie besteht. Knapp 24 Prozent der unter 35-Jährigen hatten phasenweise eine Menstruation, die mit dem Mondzyklus zusammenfiel. Diese Synchronisation war jedoch nicht dauerhaft. Neben dem Lichtzyklus des Mondes gab es auch Hinweise auf einen Gleichklang mit den gravimetrischen Zyklen des Mondes, besonders bei Frauen, die weniger künstlichem Licht ausgesetzt waren.
Doch woran liegt das? Förster zufolge könnte die Schwerkraft des Mondes als eine Art Taktgeber funktionieren und so den Rhythmus des Menstruationszyklus, aber auch des Schlafbeginns und der Schlafdauer beeinflussen. Das könnte erklären, warum manche Frauen besonders sensibel auf den Mond reagieren und Schlafstörungen bei Vollmond häufiger erleben. Allerdings basiert die Studie auf den Langzeitdaten von nur 22 Frauen, weshalb allgemeingültige Schlüsse nicht möglich sind und weitere Forschung notwendig ist.
Wie verändert sich der Schlaf bei Vollmond?
Viele Frauen berichten, dass sie bei Vollmond schlechter schlafen. Sie können abends schwer einschlafen, wachen nachts häufiger auf und fühlen sich am nächsten Morgen weniger erholt. Dies wird auch durch eine 2013 veröffentlichte Studie der Universität Basel belegt. Der Chronobiologe Christian Cajochen untersuchte mit seinem Team, ob und wie der Vollmond den menschlichen Schlaf beeinflusst. Dafür wurden die Schlafdaten von 33 Teilnehmenden im Schlaflabor ausgewertet. Dabei zeigte sich:
- Bei Vollmond braucht man durchschnittlich fünf Minuten länger, um einzuschlafen.
- Bei Vollmond schläft man rund 20 Minuten kürzer.
- Bei Vollmond waren die Tiefschlafphasen um etwa 30 Prozent verkürzt.
Doch warum kann man bei Vollmond schlechter schlafen? Cajochen fand heraus, dass die Probanden bei Vollmond im Schnitt einen niedrigeren Melatonin-Spiegel aufwiesen. Melatonin ist das Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Ein niedriger Melatonin-Spiegel kann also Grund dafür sein, warum das Einschlafen schwerer fällt und der Schlaf weniger erholsam ist.
Die Studie wurde jedoch nur mit 33 Personen durchgeführt. Neuere und größere Untersuchungen, etwa vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, konnten den Zusammenhang zwischen schlechterem Schlaf und Vollmond nicht bestätigen.
Schlafen auch Männer bei Vollmond schlechter?
Auch Männer berichten von Schlafstörungen bei Vollmond. Das Phänomen betrifft also keineswegs nur Frauen. Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach geben etwa 27 Prozent der Männer an, bei Vollmond schlechter schlafen zu können. Bei Frauen liegt der Anteil bei fast doppelt so vielen Betroffenen.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Thema sind jedoch stark widersprüchlich. So zeigt eine schwedische Studie aus dem Jahr 2022 mit 852 Teilnehmern, dass Männer sogar empfindlicher auf die Mondphasen reagieren können als Frauen. Die männlichen Teilnehmer waren bei mehr Lichteinfluss nachts länger wach und schliefen insgesamt kürzer. Warum Männer hier stärker betroffen waren, konnte die Studie nicht abschließend erklären.
Tipps: Wie kann man bei Vollmond leichter einschlafen?
Wer bei Vollmond schlechter einschläft, kann mit einfachen Maßnahmen seine Schlafqualität verbessern. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) empfiehlt folgende Tipps:
- Das Schlafzimmer so ruhig, dunkel und angenehm temperiert wie möglich halten
- Abendliche Bildschirmzeit und aufregende Aktivitäten vor dem Schlafen vermeiden
- Progressive Muskelentspannungsmethoden, bei denen man die Muskeln kurz anspannt und wieder entspannt
- Sanfte Bewegungen wie Yoga oder Tai Chi zur Beruhigung
- Atemübungen oder Meditation
- Traumreisen, Schäfchen zählen oder beruhigende Gedanken
- Warme Getränke wie Milch mit Honig
- Wärmetherapien etwa ein warmes Fußbad
- Ätherische Öle wie Lavendel als Einschlafhilfe
Übrigens: Wer bei Vollmond zu wenig schläft, kann versuchen, den Schlaf am nächsten Tag nachzuholen.
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