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Unruhiger Babyschlaf: Warum zappelt mein Baby im Schlaf?

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Unruhiger Schlaf: Warum zappelt mein Baby nachts?

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    Zappeln im Schlaf: Was hinter dem nächtlichen Strampeln bei Babys steckt und wie Eltern auf unruhigen Babyschlaf reagieren können.
    Zappeln im Schlaf: Was hinter dem nächtlichen Strampeln bei Babys steckt und wie Eltern auf unruhigen Babyschlaf reagieren können. Foto: amorn, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Die meisten Babys schlafen in den ersten Lebensmonaten unruhig. Anders als bei Erwachsenen ist ihr Schlaf-Wach-Rhythmus bisher nicht ausgereift, und die Schlafphasen sind deutlich kürzer und leichter. Häufig kommt es vor, dass sie im Schlaf zappeln oder mit Armen und Beinen strampeln. Doch warum ist das so? Dieser Artikel erklärt, warum Babys nachts zappeln, welche Ursachen dahinterstecken können und gibt praktische Tipps, die einen ruhigen Schlaf unterstützen können.

    Warum schlafen Babys anders als Erwachsene?

    Babys haben einen deutlich anderen Schlaf als Erwachsene, sowohl in Dauer als auch im Rhythmus. Dafür gibt es mehrere biologische Gründe, die eng mit der Entwicklung des Gehirns zusammenhängen. Der Kinderarzt Herbert Renz-Polster erklärt im Forum Hebammenarbeit, dass sich die Schlafdauer bei Babys im Laufe der Zeit stark verändert. Während Neugeborene noch bis zu 20 Stunden am Tag schlafen können, reduziert sich dieser Wert mit zunehmendem Alter deutlich. So schlafen sechs Monate alte Babys meist nur noch etwa 13 Stunden täglich. Der Bedarf jedes Babys ist dabei aber sehr individuell. Auch wenn ein Säugling in den ersten Monaten „nur“ 11 Stunden am Tag schläft, ist das Renz-Polster zufolge unbedenklich.

    Mit dem Älterwerden verkürzt sich die Schlafdauer weiter. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) gibt folgende Richtwerte an:

    • Kinder mit 4 Jahren: durchschnittlich 13 Stunden Schlaf täglich
    • Kinder mit 6 Jahren: etwa 11 Stunden täglich
    • Jugendliche mit 16 Jahren: rund 8 Stunden täglich
    • Erwachsene: 7 bis 8 Stunden täglich

    Zudem ist auch der Schlaf-Wach-Rhythmus von Säuglingen deutlich wechselhafter als bei älteren Kindern oder Erwachsenen. Das liegt, wie die DGSM aufführt, daran, dass sich in den ersten Lebensmonaten die Schlafphasen bislang nicht nach Tag und Nacht richten. Das Gehirn von Neugeborenen ist in dieser Zeit noch nicht in der Lage, Lichtimpulse so zu verarbeiten, dass sich ein stabiler Tag-Nacht-Rhythmus einstellen kann. Diese Fähigkeit entwickelt sich meist erst mit etwa sechs Monaten.

    Warum zappelt mein Baby nachts so viel?

    Es ist vollkommen normal, dass Babys nachts viel zappeln. Diese Bewegungen sind, wie Forscher der Universität Tokio zeigen, lediglich Zeichen ihrer gesunden Entwicklung und kein Grund zur Sorge. Anders als Erwachsene befinden sich Babys nämlich noch mitten in einer intensiven Wachstums- und Reifungsphase, in der vor allem das Gehirn und das Nervensystem enorme Fortschritte machen. „Kein Lebewesen wird unreifer geboren als das Menschenkind“, wie erklärt Renz-Polster dazu. Besonders in den ersten Lebensjahren wächst und reift das Gehirn so schnell, dass es sich in seiner Größe verdoppelt oder sogar verdreifacht.

    Ein Forscherteam um Hoshinori Kanazawa von der Universität Tokio hat diese nächtlichen Bewegungen genauer untersucht. Dabei wurden die Schlafbewegungen von wenigen Tagen alten und drei Monate alten Babys miteinander verglichen. Die Analysen zeigten, dass diese scheinbar zufälligen Bewegungen keineswegs bedeutungslos sind. Vielmehr helfen sie dem Baby, die Verbindung zwischen Nerven, Muskeln und Sinneswahrnehmung zu trainieren und zu strukturieren. Das sogenannte „sensorimotor wandering“, also das spontane Ganzkörperzappeln, ist eine Art Selbstorganisation des Körpers und bereitet das Baby auf spätere koordinierte Bewegungen wie Greifen oder Laufen vor.

    Auch der Schlaf selbst ist bei Babys auf andere Art strukturiert als bei Erwachsenen, wie die DGSM aufführt. Babys wechseln viel häufiger zwischen den Schlafphasen REM und NREM. Im REM-Schlaf werden emotionale Eindrücke verarbeitet, im NREM-Schlaf Fakten und motorische Fähigkeiten gelernt, wie Fahrradfahren oder Laufen. Während Neugeborene noch etwa 50 Prozent ihrer Schlafzeit im REM-Schlaf verbringen, sind es bei Erwachsenen nur noch rund 20 Prozent. Die vielen Zuckungen und Bewegungen sind also sichtbare Zeichen dafür, dass das sensomotorische System aktiv ist und sich weiterentwickelt.

    5 Tipps bei unruhigem Schlaf

    Jedes Kind schläft anders und jede Familie muss ihren eigenen Weg finden. Lassen Sie sich daher nicht von verbreiteten Mythen verunsichern, wie etwa der Vorstellung, dass Babys ab einem bestimmten Alter automatisch durchschlafen müssten. Wie Renz-Polster betont, ist das Durchschlafen eine sehr individuelle Entwicklung. Dennoch gibt es bewährte Möglichkeiten, den Schlaf Ihres Babys ruhiger zu gestalten. Das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen empfiehlt unter anderem folgende Ansätze:

    1. Einschlafrituale schaffen: Wiederkehrende Rituale vor dem Schlafengehen wie gemeinsames Vorlesen oder ein Gute-Nacht-Lied können Ihrem Baby dabei helfen, zur Ruhe zu kommen und signalisieren, dass jetzt Schlafenszeit ist. Legen Sie Ihr Baby dabei möglichst wach, aber schläfrig ins Bett, damit es lernt, selbstständig einzuschlafen. Auf Einschlafhilfen wie das Herumfahren im Kinderwagen oder das sanfte Wippen auf dem Arm sollten Sie möglichst verzichten. Auch wenn sie kurzfristig helfen können, sind sie auf Dauer oft schwer im Alltag umzusetzen. Entwickeln Sie stattdessen individuelle Rituale, die zu Ihrer Familie passen und langfristig alltagstauglich sind. Wie auch die DGSM appelliert: „Je jünger die Kinder sind, umso mehr spielt bei der erzieherischen Grenzsetzung ein positiv-emotional vermitteltes Vorgehen eine Rolle.“
    2. Geregelter Tagesablauf: Ein strukturierter Tagesrhythmus mit festen Zeiten für Essen, Spielen und Schlafen kann Ihrem Baby helfen sich zurecht zu finden und das Einschlafen unterstützen.
    3. Störfaktoren in der Nacht reduzieren: Wenn Ihr Baby nachts aufwacht, vermeiden Sie helles Licht, laute Geräusche und aufregende Aktivitäten. Wiederholen Sie stattdessen ruhig das Einschlafritual, um Ihrem Baby zu signalisieren, dass weiterhin Schlafenszeit ist.
    4. Reizüberflutung vermeiden: Achten Sie darauf, dass Ihr Baby tagsüber nicht übermüdet oder überreizt ist. Zu viele Eindrücke oder zu wenig Schlaf können das Einschlafen erschweren und zu unruhigen Nächten führen.
    5. Ideale Schlafumgebung schaffen: Sorgen Sie für ausreichend Luftzirkulation, wenig Geräusche und eine angenehme Raumtemperatur zwischen 16 und 18 Grad. In den ersten zwölf Monaten sollte Ihr Baby zudem ohne Kissen und Bettdecke schlafen. Stattdessen wird ein Schlafsack empfohlen, der gut am Körper anliegt und so geschnitten ist, dass sich Ihr Baby nicht freistrampeln kann.

    Übrigens: Schlafstörungen bei Kindern, etwa durch Albträume, wie auch das Reden im Schlaf, sind keine Seltenheit.

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