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Schlaf-Wach-Rhythmus: Warum ist ein stabiler Rhythmus so wichtig und wie gefährlich sind Störungen?

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Schlaf-Wach-Rhythmus: Warum ist ein stabiler Rhythmus so wichtig und wie gefährlich sind Störungen?

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    Schichtarbeit: Ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus kann die Konzentration, Energie und Herzgesundheit beeinträchtigen. Doch was hilft dagegen?
    Schichtarbeit: Ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus kann die Konzentration, Energie und Herzgesundheit beeinträchtigen. Doch was hilft dagegen? Foto: stockbusters, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Regelmäßige Schlafenszeiten sind für viele eine Herausforderung, vor allem am Wochenende, wenn oft versucht wird, verlorenen Schlaf nachzuholen. Dabei ist ein stabiler Schlaf-Wach-Rhythmus entscheidend für unsere Gesundheit. Gerade Schichtarbeiter leiden häufig unter den negativen Folgen eines gestörten Rhythmus. Doch was genau ist der Schlaf-Wach-Rhythmus eigentlich, wie funktioniert er und wie gefährlich kann eine Störung werden? Dieser Artikel erklärt, warum ein geregelter Rhythmus so wichtig ist, was bei einer Störung passiert und was dagegen helfen kann.

    Was ist der Schlaf-Wach-Rhythmus?

    Viele kennen das Gefühl: Noch bevor der Wecker klingelt, ist man schon hellwach - ganz automatisch und ohne Weckruf. Dahinter steckt kein Zufall, sondern der Schlaf-Wach-Rhythmus. Wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erklärt, handelt es sich dabei um einen natürlichen, etwa 24-stündigen Zyklus, der steuert, wann der Körper müde wird und wann er wieder wach ist.

    Dieser Rhythmus sorgt dafür, dass man sich meist zur gewohnten Zeit schläfrig fühlt und morgens von selbst aufwacht. Allerdings verläuft der Schlaf-Wach-Rhythmus nicht bei allen Menschen gleich. Manche sind typische Frühaufsteher, sogenannte „Lerchen“, die abends früh müde werden und morgens schnell wach sind. Andere hingegen, die sogenannten „Eulen“, kommen abends erst spät zur Ruhe und stehen morgens nur schwer auf. Welcher Chronotyp man ist, ist laut einer 2012 veröffentlichten Studie größtenteils genetisch vorgegeben.

    Wie wird der Schlaf-Wach-Rhythmus gesteuert?

    Unser Schlaf-Wach-Rhythmus, auch als zirkadianer Rhythmus bekannt, wird maßgeblich von unserer inneren Uhr bestimmt. Sie sorgt dafür, dass wir morgens wach und abends müde werden. Doch wie funktioniert diese innere Uhr eigentlich? Die zentrale Steuerzentrale für unseren Schlaf-Wach-Rhythmus sitzt laut dem IQWiG im Gehirn, genauer gesagt im sogenannten Nucleus suprachiasmaticus (SCN) im Hypothalamus. Dieser Bereich steuert das vegetative Nervensystem und gibt im Tagesverlauf Impulse ab, die unseren Schlaf und unsere Aktivität beeinflussen. Ein wichtiger Mechanismus ist dabei die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Sobald morgens Licht über die Augen aufgenommen wird, erhält der SCN das Signal, die Melatonin-Produktion in der Zirbeldrüse zu stoppen. Dadurch werden wir wach und aktiv. Abends, wenn es dunkel wird, steigt die Melatonin-Produktion wieder an. Besonders zwischen 21 Uhr und 8 Uhr ist der Melatoninspiegel am höchsten. Das macht uns müde und unterstützt das Einschlafen. Ist wenig Melatonin im Körper vorhanden, schlafen wir schlechter – ein Problem, das mit zunehmendem Alter häufiger auftritt, da die Melatonin-Produktion nachlässt.

    Neben dem SCN sind noch weitere Hirnregionen an der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt. Eine Studie des Zentrums für Hirnforschung der Medizinischen Universität Wien aus dem Jahr 2022 konnte zeigen, dass auch das laterale Septum im Gehirn über Dopamin-Rezeptoren Einfluss auf den zirkadianen Rhythmus nimmt. „Werden die Rezeptoren dort gehemmt oder stimuliert, beeinflussen sie direkt die Aktivität des Organismus“, erklärt Roman Romanov, Leiter der Studie.

    Warum ist ein guter Schlaf-Wach-Rhythmus so wichtig?

    Ein regelmäßiger und stabiler Schlaf-Wach-Rhythmus ist für unsere körperliche und geistige Gesundheit von großer Bedeutung. Schlafmediziner, wie die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), empfehlen feste Zeiten zum Zubettgehen und Aufstehen, besonders dann, wenn Schlafprobleme auftreten. Wer jeden Tag etwa zur gleichen Zeit ins Bett geht und morgens zur gleichen Zeit aufsteht, kann damit seinen natürlichen Rhythmus unterstützen und einen erholsamen Schlaf fördern.

    Laut der Stiftung Gesundheitswissen sind erholsamer Schlaf und damit ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus entscheidend für unsere Gesundheit und können folgende Bereiche unterstützen:

    • Hirnfunktionen, wie die Gedächtnisbildung und die Neuordnung des Gehirns
    • Erholung von Körper und Geist
    • Stärkung des Immunsystems
    • Gesunder Stoffwechsel
    • Regulation des Hormonsystems
    • Konzentration und Aufmerksamkeit im Alltag

    Schichtarbeit: Wie gefährlich ist ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus?

    Wenn der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört ist, kann sich das erheblich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken. Besonders betroffen sind Schichtarbeiter. Laut einer Pressemitteilung vom Statistischen Bundesamt arbeiteten 2023 rund 15 Prozent der Deutschen im Schichtdienst. Männer dabei häufiger als Frauen. Schichtarbeit bedeutet, gegen die eigene innere Uhr zu arbeiten. Das heißt, tagsüber zu schlafen, wenn draußen die Sonne scheint, oder nachts wach zu bleiben, wenn der Körper eigentlich auf Ruhe eingestellt ist. Dieser ständige Wechsel zwischen Tag- und Nachtschichten kann unseren Körper ganz schön herausfordern und den natürlichen Rhythmus durcheinanderbringen. Mögliche Folgen sind der DGSM zufolge:

    1. Schlafstörungen
    2. Soziale und familiäre Probleme
    3. Erhöhte Krankheitsanfälligkeit
    4. Magen-Darm-Beschwerden
    5. Kreislaufprobleme
    6. Depressionen
    7. Erhöhte Unfallgefahr durch verlangsamte Reaktionsfähigkeit und Tagesschläfrigkeit
    8. Verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit
    9. Erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen und Herzerkrankungen
    10. Diabetes und metabolisches Syndrom

    Schichtarbeit: Wie kann der Schlaf-Wach-Rhythmus verbessert werden?

    Ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus kann den Alltag erheblich belasten und die Lebensqualität spürbar mindern. Besonders Schichtarbeit stellt für viele Menschen eine große Herausforderung dar. Das IQWiG empfiehlt deshalb, Schichtarbeit möglichst zu vermeiden. Doch nicht jeder hat diese Wahl. Viele sind auf ihren Beruf angewiesen. Für alle, die ihre Arbeitszeiten nicht frei gestalten können, rät die DGSM zu gezielten Maßnahmen, um den Schlaf-Wach-Rhythmus bestmöglich zu unterstützen:

    • Schlaf-Wach-Tagebuch führen: Um herauszufinden, wann genau Einschlaf- oder Durchschlafprobleme auftreten, kann es hilfreich sein, ein Schlaf-Wach-Tagebuch zu führen. Über mehrere Wochen notieren Sie darin, wann Sie ins Bett gehen, aufwachen und wie erholsam Ihr Schlaf war. So lassen sich Muster erkennen und Schichten identifizieren, die besonders problematisch sind. Mit diesen Informationen können Sie gezielt mit Ihrem Arbeitgeber sprechen, um ungünstige Schichten zu meiden oder zu tauschen.
    • Den eigenen Chronotyp berücksichtigen: Jeder Mensch hat einen individuellen Chronotyp. Manche sind Frühaufsteher, andere eher Spätaufsteher. Die DGSM empfiehlt, die Schichten möglichst so zu planen, dass sie dem eigenen Chronotyp entsprechen. Wer abends also besonders leistungsfähig ist, kommt mit Spät- oder Nachtschichten oft besser zurecht.
    • Schichtpläne optimieren: Idealerweise sollten Schichten im Uhrzeigersinn wechseln, also von Früh- zu Spät- zu Nachtschicht. Das ist für den Körper leichter zu verkraften als ein Wechsel in die entgegengesetzte Richtung. Wenn das nicht möglich ist, kann es hilfreich sein, freie Tage zwischen den Schichtwechseln einzuplanen, damit sich der Körper anpassen kann.
    • Feste Schlafzeiten einhalten: Wer regelmäßig zur Nachtschicht arbeitet, sollte auch an freien Tagen möglichst zur gleichen Zeit schlafen gehen und aufstehen. So bleibt der Schlaf-Wach-Rhythmus stabiler und der Körper kann sich besser an die ungewohnte Routine anpassen.
    • Kurze Nickerchen einplanen: Kurze Schlafpausen vor oder während der Schicht können außerdem helfen, die Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten. Besonders vor Bereitschaftsdiensten oder bei Schlafmangel sind Nickerchen sinnvoll, um Defizite auszugleichen.
    • Melatonin: Das Hormon Melatonin spielt eine zentrale Rolle bei der Schlafregulation. Es kann helfen, das Einschlafen zu erleichtern und die Schlafdauer zu verlängern. Studien zeigen, dass Menschen nach einer Nachtschicht mithilfe von Melatonin tagsüber im Schnitt etwa 25 Minuten länger schlafen können.
    • Lichtverhältnisse verbessern: Auch Licht spielt eine zentrale Rolle für unsere innere Uhr. Wer nachts arbeitet, sollte daher am Arbeitsplatz helles, möglichst blaues Licht nutzen, um wach und aufmerksam zu bleiben. Nach Feierabend, wenn es draußen noch hell ist, kann das Tragen einer Sonnenbrille auf dem Heimweg sinnvoll sein. So wird die Lichtaufnahme reduziert und der Körper wird besser auf die kommende Schlafphase vorbereitet.

    Oft werden auch verschreibungspflichtige Schlafmittel zur Abhilfe genutzt. Diese können kurzfristig helfen, sollten aber laut DGSM nicht über längere Zeit eingenommen werden, da sie abhängig machen und Nebenwirkungen haben können.

    Übrigens: Die optimalen Zubettgeh- und Aufstehzeiten können mithilfe eines Schlafrechners bestimmt werden.

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