Testosteron wird als Sexualhormon häufig nur Männern zugeschrieben. Doch auch bei Frauen kommt es vor, wenn auch in geringerer Menge. Ein Testosteronmangel sollte bei Beschwerden behandelt werden.
Bedeutung von Testosteron bei Frauen
Das üblicherweise als Männerhormon bezeichnete Testosteron kommt auch im weiblichen Körper vor, jedoch produziert dieser davon deutlich weniger als der männliche Organismus. Zusammen mit dem Dihydrotestosteron (eine Testosteron-Vorstufe) gilt das Hormon als stärkstes biologisches Androgen, so das Institut für Medizinische Diagnostik in Berlin (IMD). Dieses nennt Normwerte für Testosteron, laut denen die Hoden des Mannes pro Tag rund sieben Milligramm des Hormons produzieren. Bei Frauen sind es in Eierstöcken und Nebennierenrinde nur etwa 0,2 bis 0,3 Milligramm pro Tag. Die Produktion selbst wird über das Gehirn und hier über den Hypothalamus, die Hypophyse und die Hirnanhangsdrüse gesteuert. Bei Frauen erfolgt eine Umwandlung eines Großteils des Testosterons in Östrogen, genauer gesagt in Östradiol.
Wichtig ist Testosteron unter anderem für:
- Muskelaufbau
- Knochenaufbau und -stabilität
- Sexualtrieb und Lustempfinden
- Fettverteilung
- allgemeine Leistungsfähigkeit
- Körperbehaarung
Symptome eines Testosteronmangels bei Frauen
Der Testosteronmangel bei Frauen zeigt laut NDR deutliche Symptome, die sich aus der Bedeutung des Hormons ableiten lassen. Ein erstes Anzeichen ist häufig die allgemeine Kraftlosigkeit, verbunden mit einer geminderten Libido. Auch häufige Muskel- und Gelenkschmerzen können auftreten. Trotz eines gezielten Muskelaufbautrainings lässt der gewünschte Effekt nicht selten auf sich warten, dafür stellt sich jedoch eine rasche Ermüdung ein. Häufig entwickelt sich daraus ein Kreislauf: Betroffene Frauen fühlen sich unwohl und kraftlos, das übliche Fitnesstraining wird verringert. Damit werden die Symptome des Testosteronmangels noch einmal verstärkt.
Testosterontests bei Frauen: Messungen mit Tücken
Wer unsicher ist und die Gründe für körperliche Beschwerden und allgemeines Unwohlsein erfahren möchte, sollte einen entsprechenden Bluttest vornehmen lassen. Was jedoch zu beachten ist: Die Ergebnisse eines Testosterontests können sich von Labor zu Labor unterscheiden. Außerdem ist das Hormon im Blut an ein Eiweiß gebunden – wenn Frauen viel von diesem Eiweiß haben, ist nur wenig freies Testosteron messbar. Dennoch ist das Hormon im Körper vorhanden. Ebenfalls problematisch ist, dass die üblichen Tests für Männer entwickelt wurden, wie Dr. Anneliese Schwenkhagen, Frauenärztin und Vorstandsmitglied der Menopause-Gesellschaft, in einem Interview mit dem MDR sagt. Die Normwerte sind bei diesen Tests zu hoch und nicht sensibel genug für die geringen Testosteronwerte von Frauen. Bei einer entsprechenden Untersuchung wird der behandelnde Arzt daher vorrangig die typischen Symptome eines Testosteronmangels bei Frauen abklären und einen Bluttest lediglich ergänzend anraten.
Behandlungsmöglichkeiten eines Testosteronmangels bei Frauen
Der Testosteronmangel bei Frauen hat verschiedene Auswirkungen, die mit der passenden Behandlung gelindert werden sollen. Angewendet werden beispielsweise oral einzunehmende Präparate ebenso wie Gele, die auch für Männer erhältlich sind.
Mögliche Nebenwirkungen einer Testosterontherapie sind laut der Pharmazeutischer Zeitung unter anderem:
- Akne
- Haarverlust auf dem Kopf
- Haarwachstum im Gesicht und am Körper
- Vermännlichung der Stimme
- Gewichtszunahme
- Anstieg des LDL-Cholesterolwertes
- Erhöhung des Thromboserisikos
Meist ist nicht nur der Testosteronspiegel zu gering, sondern auch die Werte von Östrogen und Progesteron sind zu niedrig. Dementsprechend startet eine ärztliche Therapie, wie auf NZZ zu erfahren ist, meist mit einer Gabe von weiblichen Hormonen. Erst bei nicht ausreichender Wirksamkeit der Behandlung, wird der Arzt mit einer Testosterontherapie starten. Ziel ist es, sämtliche Hormone in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Damit die Behandlung bei einem Testosteronmangel der Frau möglichst frei von Nebenwirkungen ist, wird mit geringen Dosen begonnen. Bei Auftreten unerwünschter Wirkungen kann sofort eingegriffen und die Dosis weiter reduziert oder ausgesetzt werden.
Heute wird meist mit bioidentischen Hormonen gearbeitet. Diese werden aus Pflanzenextrakten gewonnen und sind im Allgemeinen gut verträglich sowie ausreichend wirksam. Vorsicht ist jedoch bei unseriösen Versprechungen aus dem Internet geboten. Bei Verdacht auf einen Testosteronmangel sollten Frauen daher immer zuerst zum Arzt gehen.
Testosteronmangel in den Wechseljahren
In den Wechseljahren sinkt die Testosteronproduktion deutlich, wobei diese bereits in den Jahren davor fast unbemerkt zurückgegangen ist. Klinische Symptome zeigen sich gemäß einem Beitrag im Journal für klinische Endokrinologie und Stoffwechsel meist schon in der Zeit der Perimenopause. Als solche wird die Zeit vor der letzten Regelblutung genannt. Im Alter von 40 Jahren beträgt die Testosteronproduktion bei der Frau nur noch rund die Hälfte im Vergleich zu einer 20-Jährigen. Der Testosteronabfall geschieht kontinuierlich und lediglich nach operativer Entfernung der Eierstöcke plötzlich und in hohem Maße. Zur Verbesserung der persönlichen Sexualität kann eine Behandlung mit einem Testosteron-Ersatz hilfreich sein.
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