Während der Schwangerschaft verändern sich die weiblichen Geschlechtshormone stark. Besonders das Hormon Progesteron steigt in den ersten Monaten deutlich an und bleibt während der gesamten Schwangerschaft auf einem hohen Niveau. Doch wofür ist Progesteron eigentlich zuständig und welche Auswirkungen hat der hohe Spiegel auf den Körper? Dieser Artikel erklärt, was Progesteron ist, welche Aufgaben es in der Schwangerschaft übernimmt und warum ein hoher Spiegel so wichtig ist. Außerdem erfahren Sie, wie sich ein Progesteronmangel auf die Schwangerschaft auswirkt und welche Nebenwirkungen das Hormon mit sich bringen kann.
Was ist Progesteron und wofür ist es gut?
Progesteron zählt zu den wichtigsten weiblichen Geschlechtshormonen. Wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf seinem Portal erklärt, gehört Progesteron zur Gruppe der Gestagene, die auch als Gelbkörperhormone bezeichnet werden. Diese Hormone spielen eine zentrale Rolle im weiblichen Zyklus und während der Schwangerschaft.
Wie entsteht Progesteron?
Progesteron wird laut dem Menopause-Zentrum hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet, genauer gesagt im sogenannten Gelbkörper, der nach dem Eisprung entsteht. In geringerem Maße produzieren auch die Nebennierenrinden Progesteron. Nach seiner Bildung gelangt das Hormon über den Blutkreislauf zu den Zielorganen, wo es seine vielfältigen Wirkungen entfaltet.
Welche Aufgaben hat Progesteron im Körper?
Das Menopause-Zentrum beschreibt die wichtigsten Funktionen von Progesteron im weiblichen Körper:
- Stärkung der Knochen
- Minderung männlicher Sexualhormone
- Verbesserung von Haut und Haaren
- Anregung des Stoffwechsels
- Beruhigende Wirkung
- Schutz der Gebärmutter und Brust vor bösartigen Zellveränderungen
Schwangerschaft: Welche Rolle spielt Progesteron?
Ausreichend Progesteron im Körper ist essenziell für die Gesundheit, das Wohlbefinden und sogar den Schutz vor bestimmten Krebsarten. Besonders während einer Schwangerschaft übernimmt das Hormon jedoch eine Schlüsselrolle. Neben der Pubertät und den Wechseljahren ist die Schwangerschaft eine der Phasen im Leben einer Frau, in der sich der Progesteronspiegel besonders stark verändert. Laut dem Menopause-Zentrum ist Progesteron vor allem für zwei zentrale Aufgaben verantwortlich:
- Vorbereitung auf die Schwangerschaft
- Erhalt einer Schwangerschaft
Vor der Schwangerschaft: Welche Rolle spielt Progesteron?
Ohne Progesteron wäre eine Schwangerschaft gar nicht erst möglich, wie das Menopause-Zentrum erklärt. Nachdem die Östrogene den weiblichen Zyklus vorbereitet haben, sorgt Progesteron jeden Monat dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut optimal auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vorbereitet wird. Wird eine Eizelle befruchtet, produziert der Gelbkörper noch bis zur 12. Schwangerschaftswoche weiterhin Progesteron, um die Schwangerschaft zu erhalten. Bleibt die Befruchtung aus, bildet sich der Gelbkörper zurück, der Progesteronspiegel sinkt und die Gebärmutterschleimhaut wird mit der Menstruation abgestoßen.
Während der Schwangerschaft: Welche Rolle spielt Progesteron?
Kommt es zu einer Schwangerschaft, bleibt der Progesteronspiegel hoch und steigt in den ersten Monaten weiter an. Laut dem Frauenarzt Andreas Kopp von der EndoKonsil Praxis am Niederrhein liegt der Progesteronwert zu Beginn der Schwangerschaft bei etwa zehn Nanogramm pro Milliliter und kann im ersten Trimester auf bis zu 50 Nanogramm pro Milliliter ansteigen. Gegen Ende der Schwangerschaft sind sogar Werte von 100 Nanogramm pro Milliliter oder mehr möglich.
Progesteron ist damit entscheidend für den Erhalt der Schwangerschaft. Es verhindert Dr. Kopp zufolge auch vorzeitige Wehen, indem es die Muskulatur der Gebärmutter entspannt und so Kontraktionen unterdrückt. Außerdem bereitet Progesteron laut dem Kinderwunschzentrum Ivf Baden-Baden die Brust auf das Stillen vor. Es fördert das Wachstum der Milchdrüsen und unterstützt gemeinsam mit anderen Hormonen wie Prolaktin die spätere Milchproduktion. So wird das Brustgewebe optimal auf die Versorgung des Neugeborenen vorbereitet und die Grundlage für eine erfolgreiche Stillzeit geschaffen.
Nach der Schwangerschaft: Welche Rolle spielt Progesteron?
Nach der Geburt fällt der Progesteronspiegel rapide auf unter 1 Nanogramm pro Milliliter ab. Dieser drastische Hormonabfall ist einer der Gründe, warum viele Frauen nach der Entbindung eine sogenannte Wochenbettdepression erleben können, wie Dr. Kopp beschreibt.
Progesteronmangel: Welche Auswirkungen hat er auf eine Schwangerschaft?
Ein Progesteronmangel kann in jeder Lebensphase negative Folgen haben. Besonders gravierend sind die Risiken jedoch während einer Schwangerschaft. Bereits vor der Befruchtung spielt Progesteron eine entscheidende Rolle. Denn wenn nicht genügend von diesem Hormon vorhanden ist, kann sich die Gebärmutterschleimhaut nicht richtig aufbauen. Folglich kann sich auch keine befruchtete Eizelle einnisten, wie Dr. Kopp erklärt.
Auch während der Schwangerschaft kann ein zu niedriger Progesteronspiegel ernste Konsequenzen haben, bis hin zu einer Fehlgeburt. Typische Mangelerscheinungen sind laut Dr. Kopp Blutungen, besonders im ersten Trimester.
Ein Progesteronmangel kann verschiedene Ursachen haben und sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen. Wer einen Mangel vermutet, kann diesen durch einen Hormonstatus beim Arzt testen lassen. Dr. Kopp empfiehlt Frauen mit Kinderwunsch, schon vor einer geplanten Schwangerschaft den Progesteronwert prüfen zu lassen und gegebenenfalls frühzeitig mit einer unterstützenden Behandlung zu beginnen, um optimale Voraussetzungen für eine gesunde Schwangerschaft zu schaffen.
Progesteron: Welche Nebenwirkungen hat es während einer Schwangerschaft?
Progesteron ist während der Schwangerschaft unverzichtbar, kann aber auch Nebenwirkungen verursachen. Laut dem Kinderwunschzentrum Ivf gehören dazu:
- Erhöhte Müdigkeit
- Schwindelgefühle
- Empfindliche Brüste
- Verstopfung
- Stimmungsschwankungen
Sollten Sie unter diesen Nebenwirkungen leiden, empfiehlt das Kinderwunschzentrum Ivf, einen Arzt aufzusuchen. Auch eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung sowie ausreichend Ruhe und Entspannung sind wichtig, um das Wohlbefinden während der Schwangerschaft zu unterstützen.
Übrigens: Schwimmen im See ist auch während der Schwangerschaft erlaubt und gesund – man sollte aber einige Tipps zu Wasserqualität, Infektionsrisiken und Sicherheitsmaßnahmen beachten, damit das Badevergnügen sicher bleibt.
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