Die Östrogenproduktion nimmt in den Wechseljahren stark ab und pegelt sich auf einem geringen Maß ein. Damit wird der Knochenabbau beschleunigt, was das Osteoporose-Risiko erhöht. Knochenbrüche drohen durch den Verlust an Knochendichte und -masse.
Osteoporose-Risiko nach den Wechseljahren: Wie groß ist es wirklich?
Die Deutsche Menopause Gesellschaft berichtet von der BEST-II-Studie, die als derzeit aktuellste Epidemiologische Studie zum Thema Osteoporose gilt. Diese besagt, dass 2018 rund sechs Millionen Menschen in Deutschland von Osteoporose betroffen waren. Etwa 80 Prozent davon waren Frauen. Jede zweite bis dritte Frau, die älter als 50 Jahre ist, erkrankt an Osteoporose. Die Hälfte von ihnen muss innerhalb von vier Jahren nach Stellung der Diagnose damit rechnen, eine typische Folge der Erkrankung zu erfahren: die Fraktur eines Knochens. Die Experten der Deutschen Menopause Gesellschaft gehen davon aus, dass es in den kommenden Jahren in Deutschland zu einem Anstieg der Erkrankungszahlen kommen wird, was sich aus der demografischen Bevölkerungsentwicklung ergibt.
Problemfall Primäre Osteoporose
Die meisten Fälle von Osteoporose treten bei Männern und Frauen primär auf. Meist befinden sich die Frauen in den Wechseljahren oder kurz danach, die Männer sind in der Regel älter. Das Portal MSD Manuals erklärt, dass Osteoporose meist durch einen Mangel an Östrogen verursacht wird. Das Hormon sinkt in den Wechseljahren rapide. Interessant: Männer ab 50 Jahren weisen häufig einen höheren Östrogenspiegel auf als Frauen in der Menopause. Doch auch bei ihnen nimmt der Wert mit fortschreitendem Alter ab, daher steigt ihr Osteoporose-Risiko ebenfalls. Der Östrogenmangel führt zu einem verstärkten Abbau von Knochenmasse sowie zu einer Verringerung der Knochendichte. Verstärkt werden kann der Effekt durch einen Mangel an Kalzium und Vitamin D. Auch eine Nebenschilddrüsen-Überfunktion sorgt für einen schnelleren Knochenabbau und einen verzögerten Aufbau der Knochen. Weitere Risiken für Osteoporose sind unter anderem:
- bestimmte Medikamente
- Rauchen
- Alkohol
- wenig Bewegung
- familiäre Vorbelastung
- Essstörungen
- entzündliche Darmerkrankungen
- rheumatische Erkrankungen
- Stoffwechselerkrankungen
So diagnostiziert der Arzt eine Osteoporose
Osteoporose, die im Volksmund auch häufig als „Knochenschwund“ bezeichnet wird, lässt sich oft als Zufallsbefund diagnostizieren. Wird eine ältere Patientin wegen eines Knochenbruchs behandelt, sucht der Arzt meist direkt nach weiteren typischen Symptomen oder klärt zumindest eventuell vorhandene Risikofaktoren ab, erklärt die Techniker Krankenkasse auf ihren Seiten. Zudem kann das Skelett auf sicht- und tastbare Veränderungen hin überprüft werden. Bei Röntgenaufnahmen werden Verformungen oder bereits vorhandene Brüche sichtbar.
Darüber hinaus ist die Knochendichtemessung ein bewährtes Mittel. Dank der Nutzung von Röntgenstrahlen lässt sich der Mineralgehalt des Oberschenkelknochens sowie der Lendenwirbelsäule bestimmen. Dieser wird als T-Score angegeben, welcher bei über -2,5 liegen muss. Ab diesem Wert oder darunter gilt die Osteoporose als wahrscheinlich.
Zusätzlich lassen sich die Spiegel von Kalzium, alkalischer Phosphatase und Phosphat im Blut bestimmen. Auch der Wert von Vitamin D sollte regelmäßig überprüft werden. Diese Werte sind für den Knochenstoffwechsel relevant und Abweichungen zeigen, dass knochenverändernde Vorgänge im Körper ablaufen.
Gesunder Alltag hilft, Osteoporose-Risiko zu reduzieren
Der Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose rät dazu, bekannte Risiken zu vermeiden, denn die frühzeitige Behandlung bevor es zu einem ersten Knochenbruch kommt, ist das A und O. Das Risiko für einen erneuten Knochenbruch steigt nach dem ersten um das Drei- bis Fünffache. Der Verband rät vor allem zu regelmäßiger Bewegung, denn Knochen müssten beansprucht werden. Zu wenig Bewegung führt zu einem Abbau der Knochenmasse. Gleichzeitig stehen Muskeln und Knochen in einem engen Verhältnis zueinander: Wer zu wenig Muskeln hat, besitzt auch weniger Knochenmasse. Zudem sollten insbesondere Frauen darauf achten, dass sie kein Untergewicht haben: Wer einen Body Mass Index unter 20 hat, erhöht sein Osteoporose-Risiko, wobei hier vor allem der Zusammenhang zwischen weniger Muskelmasse und Knochenabbau relevant ist, weniger die Menge an Körperfett.
Alkohol kann die knochenaufbauenden Zellen schädigen und den Darm daran hindern, Kalzium aus der Nahrung in den Körper zu leiten. Auch Rauchen ist problematisch, weil der Abbau von Östrogenen damit verstärkt wird. Frauen (und ältere Männer) sollten im Sinne ihrer Knochengesundheit daher sowohl auf das Rauchen als auch auf Alkohol verzichten.
Medikamentöse Behandlung einer Osteoporose
Medikamente, die gegen Osteoporose wirken, werden in eine antiresorptive und eine osteoanabole Wirkung unterschieden. Während erstere Mittel den weiteren Knochenabbau verhindern, sollen letztere den Knochenaufbau unterstützen. Das Ziel ist es, das Risiko einer Fraktur zu reduzieren, erklärt der Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband e. V. auf seinen Seiten. Er nennt verschiedene Möglichkeiten für eine medikamentöse Behandlung:
Bisphosponate: Dieser Oberbegriff umfasst eine große Gruppe an Medikamenten, die sich in Bezug auf Wirkung, Kombination und Verabreichung unterscheiden. Auch die Wirkstoffe sind verschieden, hauptsächlich zielen sie aber auf eine Hemmung der Zellen, die am Knochenabbau beteiligt sind, ab. Dadurch soll der natürliche Knochenaufbau unterstützt werden, sodass es seltener zu Frakturen kommt.
SERMs: „Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren“ setzen auf die Substanz Raloxifen, die den positiven Effekt von Östrogen am Knochen nachbildet. Es handelt sich dabei nicht um Hormone, dennoch können die knochenabbauenden Zellen in ihrer Aktivität negativ beeinflusst werden.
Parathormon: Ein knochenaufbauender Wirkstoff, der dem gleichnamigen Hormon ähnelt, welches in den Nebenschilddrüsen hergestellt wird. Parathormon reguliert den Kalziumstoffwechsel und stärkt die knochenaufbauenden Zellen.
Denosumab: Der spezifische Antikörper soll in den Kreislauf des Knochenstoffwechsels eingreifen und knochenabbauende Zellen hemmen. Der Ansatz, direkt an der Knochenzelle zu wirken, ist noch neu, erscheint jedoch sehr vielversprechend.
Übrigens: Osteoporose ist bis heute noch nicht heilbar, es ist lediglich möglich, den Knochen zu stabilisieren. Eine gesunde Lebensweise schon vor den Wechseljahren kann aber dazu beitragen, die Knochen zu stärken.
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