Über 190 Millionen Frauen weltweit leiden an Endometriose. Eine chronische Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut, die oft mit starken Schmerzen und erheblichen Einschränkungen im Alltag einhergeht. Immer mehr Frauen erhalten heute diese Diagnose. Doch ab welchem Alter tritt Endometriose eigentlich auf? Kann sie bereits in der Pubertät beginnen und verschwindet sie in den Wechseljahren wieder? Dieser Artikel erklärt, in welchem Alter Endometriose typischerweise auftritt und ob bereits Jugendliche oder auch noch Frauen nach der Menopause betroffen sein können.
Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst. Wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) berichtet, siedeln sich diese sogenannten Endometriose-Herden häufig im Bauchraum oder in der Gebärmutterwand an. Dort können sie starke Schmerzen verursachen und bei manchen Frauen sogar zur Unfruchtbarkeit führen.
Endometriose ist keineswegs selten. Laut einer aktuellen Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit rund 190 Millionen Frauen betroffen. Auch in Deutschland nimmt die Zahl der diagnostizierten Fälle weiter zu. Zwischen 2012 und 2022 stieg die Diagnosehäufigkeit um etwa 65 Prozent, wie eine Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zeigt.
In welchem Alter tritt Endometriose auf?
Endometriose kann laut der deutschen Endometriose-Vereinigung grundsätzlich bei allen Frauen im gebärfähigen Alter auftreten. Also vom Beginn der ersten Regelblutung bis zu den Wechseljahren. Das heißt, theoretisch reicht das Altersspektrum von etwa zwölf bis 50 Jahren. Tatsächlich sind die meisten betroffenen Frauen jedoch zwischen 35 und 45 Jahre alt. In dieser Altersgruppe wird Endometriose am häufigsten diagnostiziert.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland schätzungsweise bis zu 40.000 Frauen neu an Endometriose. Im Jahr 2023 waren es, wie die Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE) berichtete, knapp 35.000 neue Fälle. Die Erkrankung bleibt aber oft lange unerkannt. Von den ersten Beschwerden bis zur endgültigen Diagnose vergehen laut der Endometriose-Vereinigung im Durchschnitt sechs bis zehn Jahre. Das liegt vor allem daran, dass die Symptome sehr vielfältig sind und leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können. Besonders dann, wenn chronische Unterbauchschmerzen das Hauptsymptom sind, kann die Diagnosestellung schwierig und langwierig sein.
Kann Endometriose schon bei Teenagern auftreten?
Etwa zwei Drittel der Endometriose-Patienten entwickeln erste Beschwerden schon vor dem 20. Lebensjahr. Das zeigt, dass Endometriose keineswegs nur erwachsene Frauen betrifft. Auch Jugendliche und junge Frauen können, wie die Fachärzte für Frauenheilkunde Michael Burkhardt und Thorsten Kühn in der Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendgynäkologie schildern, darunter leiden. Bereits nach dem Einsetzen der ersten Menstruation berichten viele Jugendliche von typischen Symptomen wie krampfartigen Unterbauchschmerzen, starker Übelkeit oder sogar Erbrechen während des Zyklus. Laut Burkhardt sind diese Beschwerden bei Erwachsenen eher untypisch für Endometriose, weshalb sie im Jugendalter oft nicht ernst genommen und als normal abgetan werden.
Doch bereits die ersten Symptome können ein Indiz für Endometriose sein. So zeigte eine 2020 veröffentlichte Studie, dass bei über 20 Prozent der Jugendlichen mit starken Menstruationsbeschwerden im Ultraschall Hinweise auf Endometriose festgestellt werden konnten. Auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und anhaltende Darmbeschwerden traten bei vielen der untersuchten Jugendlichen auf und deuteten auf die Erkrankung hin.
Zu den weiteren typischen Anzeichen, die bei Jugendlichen auf Endometriose hindeuten können, zählen laut der Deutschen Endometriose-Vereinigung:
- Blähbauch
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Sehr starke Blutungen
- Starke Schmerzen im Unterbauch, auch unabhängig vom Zyklus
Die Schmerzen können teilweise so stark sein, dass selbst Schmerzmittel nicht ausreichend wirken und betroffene Jugendliche deshalb häufig nicht zur Schule gehen können.
Kann Endometriose auch noch nach den Wechseljahren auftreten?
Lange dachte man, Endometriose könne ausschließlich bei Frauen im gebärfähigen Alter auftreten. Grund dafür ist, dass Endometriose, wie das IQWiG erklärt, vom weiblichen Geschlechtshormon Östrogen gesteuert wird. Da dessen Spiegel mit Beginn der Wechseljahre stark absinkt, nahm man folglich an, dass nach der letzten Regelblutung auch das Risiko für Endometriose verschwindet.
Neuere Studien zeigen jedoch, dass Endometriose auch noch nach den Wechseljahren auftreten kann, wenn auch deutlich seltener als zuvor. Eine große Untersuchung mit über 1100 Patientinnen aus den USA und Griechenland hat belegt, dass Endometriose sogar noch bei Frauen zwischen 75 und 80 Jahren möglich ist. In dieser Studie wurden sowohl Frauen vor als auch nach den Wechseljahren betrachtet. Es zeigte sich, dass Patientinnen vor der Menopause häufiger unter ausgeprägten, schmerzhaften und aggressiven Endometrioseherden litten. Bei den Frauen nach der Menopause wurde hingegen vergleichsweise häufiger eine sogenannte Adenomyose, also eine bestimmte Form der Endometriose, bei der die Gebärmutterschleimhaut in die Muskulatur der Gebärmutter einwächst, festgestellt.
Auch die aktuellen Diagnosedaten der GBE bestätigen, dass Endometriose nach der Menopause möglich ist. So wurden 2023 in Deutschland zwei Fälle pro 100.000 Frauen über 60 Jahre dokumentiert. Endometriose kann also weiterhin auch nach der letzten Regelblutung vorkommen. Gerade im höheren Alter sollten zusätzliche Risikofaktoren berücksichtigt werden. Das Forschungsteam um Michail Matalliotakis betont, dass besonders bei älteren Frauen mit Endometriose das Risiko für Eierstockkrebs erhöht sein kann.
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