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Hormontherapie: Die wichtigsten Vor- und Nachteile

Frauengesundheit

Hormontherapie: Die wichtigsten Vor- und Nachteile

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    Hormontherapien in den Wechseljahren können das Risiko für Brustkrebs erheblich steigern. Diese Vor- und Nachteile von Hormontherapien sollten Sie kennen.
    Hormontherapien in den Wechseljahren können das Risiko für Brustkrebs erheblich steigern. Diese Vor- und Nachteile von Hormontherapien sollten Sie kennen. Foto: Cagkan, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Jede Frau erlebt die Wechseljahre auf ihre eigene Weise. Viele Frauen haben währenddessen allerdings Beschwerden. Rund zwei Drittel leiden unter Hitzewallungen, Nachtschweiß, Schlafproblemen oder Stimmungsschwankungen. Um diese typischen Wechseljahresbeschwerden zu lindern, wird häufig eine Hormontherapie eingesetzt. Sie kann die Lebensqualität deutlich verbessern, ist aber nicht frei von Risiken. Studien zeigen, dass Hormonpräparate das Risiko für ernsthafte Erkrankungen wie Brustkrebs, Thrombosen oder Herz-Kreislauf-Probleme erhöhen können. Dieser Artikel erklärt, welche Hormontherapien es gibt und fasst die wichtigsten Vor- und Nachteile für Frauen in den Wechseljahren zusammen.

    Was ist eine Hormontherapie?

    In den Wechseljahren kommt es ganz natürlich dazu, dass die Hormonspiegel von Östrogen und Progesteron sinken. Dadurch gehen typische Beschwerden, darunter Hitzewallungen, vermehrtes Schwitzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, aber auch psychische Symptome wie Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen einher. Und das nicht selten. Laut dem Deutschen Ärzteblatt sind zwei Drittel der Frauen von mäßigen bis sehr starken Symptomen betroffen, die ihren Alltag erheblich beeinträchtigen können.

    Eine der bekanntesten und wirksamsten Methoden zur Linderung dieser Beschwerden ist laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die Hormonersatztherapie. Ihr Ziel ist es, den durch die nachlassende körpereigene Hormonproduktion entstehenden Mangel auszugleichen und so die Lebensqualität der betroffenen Frauen deutlich zu verbessern.

    Welche Hormontherapien gibt es?

    Es gibt verschiedene Formen der Hormontherapie, die individuell bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt werden können. Sie unterscheiden sich sowohl in den verwendeten Hormonen als auch in der Art der Anwendung. Die Anwendungsform bleibt dem IQWiG zufolge bei allen gleich: Die Hormone können von Betroffenen in Form von Tabletten, Kapseln, Sprays oder auch Cremen oder Gels verabreicht werden. Das IQWiG nennt folgende Therapiemöglichkeiten:

    1. Behandlung mit Östrogen-Gestagen-Kombination
    2. Behandlung mit Tibolon
    3. Bioidentische Hormone

    Die wirksamste Behandlung: Östrogen-Gestagen-Kombination

    Die Behandlung mit einer Östrogen-Gestagen-Kombination ist die klassische Form der Hormonersatztherapie bei Wechseljahresbeschwerden. Die eingesetzten Hormone werden synthetisch hergestellt und individuell auf die Patientin abgestimmt. Entscheidend ist dabei, ob eine Frau noch ihre Gebärmutter hat oder nicht. Denn Frauen mit Gebärmutter dürfen Östrogen nicht allein einnehmen, da dies das Risiko für eine übermäßige Verdickung der Gebärmutterschleimhaut und damit für Gebärmutterkrebs deutlich erhöhen kann. Um dieser Gefahr gezielt entgegenzuwirken, wird zusätzlich Gestagen verabreicht. Bei Frauen, deren Gebärmutter entfernt wurde, entfällt dieses Risiko. Sie benötigen in der Regel nur Östrogen, da kein Schutz der Gebärmutterschleimhaut mehr erforderlich ist.

    Eine seltene Methode: Behandlung mit Tibolon

    Tibolon ist ein künstliches Hormon, das sowohl östrogen- als auch gestagenähnliche Wirkungen entfaltet. Es wird seltener eingesetzt, kann aber bei bestimmten Beschwerden wie Hitzewallungen hilfreich sein. Allerdings ist Tibolon in seiner Wirksamkeit meist etwas schwächer als die klassische Östrogen-Gestagen-Kombination. Zudem kann es bei Frauen mit Brustkrebserkrankung das Rückfallrisiko erhöhen und bei Frauen über 60 Jahre das Risiko für einen Schlaganfall steigern.

    Eine neue Therapiemöglichkeit: Bioidentische Hormone

    Bioidentische Hormone werden halbsynthetisch aus pflanzlichen Quellen wie der Yamswurzel gewonnen und so verarbeitet, dass ihre chemische Struktur exakt den körpereigenen Hormonen entspricht. Sie gelten als besonders verträglich, da sie dem natürlichen Hormon sehr ähnlich sind. Die Forschung zu bioidentischen Hormonen ist jedoch noch relativ jung, und bislang gibt es keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege dafür, ob bioidentische Hormone wirklich sinnvoller und sicherer sind als klassische Hormonpräparate.

    Die wichtigsten Vor- und Nachteile einer Hormontherapie

    Eine große US-amerikanische Studie, die Women‘s Health Initiative (WHI) aus dem Jahr 2002, untersuchte, ob sich altersbedingten Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Osteoporose durch eine Hormontherapie vorbeugen lassen. Die Studie sollte ursprünglich über acht Jahre andauern, wurde jedoch vorzeitig abgebrochen, nachdem sich gezeigt hatte, dass die Einnahme von Hormonen zwar einige Vorteile, aber auch erhebliche Risiken birgt. Bis heute hat sich die Studienlage nicht grundlegend verändert; aktuelle Untersuchungen bestätigen dem IQWiG zufolge vor allem die Risiken einer langfristigen Hormontherapie für bestimmte Alterskrankheiten. Die WHI-Studie und das IQWiG führen folgende Vor- und Nachteile bei der hormonellen Therapie gegen Wechseljahresbeschwerden auf:

    Die Vorteile einer Hormonersatztherapie:

    • Weniger Hitzewallungen: Die Hormontherapie lindert sehr zuverlässig typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche. Die Beschwerden wurden bei rund 80 Prozent der Frauen deutlich schwächer oder verschwanden ganz.
    • Besserer Schlaf: Auch Schlafstörungen, die häufig durch nächtliche Hitzewallungen bedingt waren, verbesserten sich mit der Zeit.
    • Stimmungsstabilisierung: Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen können durch eine hormonelle Therapie gemildert werden.
    • Reduziertes Risiko für Knochenbrüche: Die kombinierte Hormontherapie senkte der WHI-Studie zufolge zudem das Risiko für Osteoporose. Besonders bei Hüftfrakturen zeigte sich ein klarer Vorteil: Bei Frauen, die über 5 Jahre lang eine Kombination aus Östrogen und Gestagen einnahmen, traten pro 10.000 Frauen und Jahr etwa fünf weniger Hüftbrüche auf als in der Placebo-Gruppe.
    • Leichter Schutz vor Darmkrebs: Die WHI-Studie fand außerdem heraus, dass Frauen, die eine Östrogen-Gestagen-Kombination einnahmen, seltener an Darmkrebs erkrankten als Frauen ohne Hormontherapie. Von 10.000 Frauen bekamen etwa sechs Frauen weniger pro Jahr die Diagnose Darmkrebs, wenn sie Hormone einnahmen.

    Die Nachteile einer Hormonersatztherapie:

    • Körperliche Nebenwirkungen: Viele Frauen berichten dem IQWiG zufolge über körperliche Begleiterscheinungen wie Zwischen- oder Schmierblutungen. Auch ein Spannungsgefühl oder Schmerzen in der Brust sind häufige Nebenwirkungen.
    • Erhöhtes Brustkrebsrisiko: Besonders bei längerer Anwendung von Östrogen-Gestagen-Kombinationen steigt das Risiko für Brustkrebs. Die WHI-Studie zeigte, dass bei Frauen, die diese Hormonkombination einnahmen, pro 10.000 Frauen etwa sieben zusätzliche Brustkrebsfälle auftraten im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Bei einer reinen Östrogentherapie, die nur für Frauen ohne Gebärmutter empfohlen wird, war dieses Risiko laut IQWiG nicht erhöht.
    • Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall ist unter einer Hormontherapie mit einer Östrogen-Gestagen-Kombination erhöht. So zeigte die WHI-Studie, dass das Risiko für Schlaganfälle um 41 Prozent anstieg, was etwa fünf zusätzliche Schlaganfälle pro 10.000 behandelte Frauen bedeutet. Darüber hinaus kam es häufiger zu Lungenembolien: In der Hormontherapie-Gruppe traten rund zehn Fälle mehr pro 10.000 Frauen auf als in der Placebo-Gruppe. 
    • Erhöhtes Risiko für Demenz: Eine spätere Untersuchung der WHI aus dem Jahr 2003 zeigte zudem, dass das Risiko für Demenz bei älteren Frauen, die eine Hormontherapie mit Östrogen und Gestagen erhielten, deutlich erhöht war. Über einen Beobachtungszeitraum von etwa vier Jahren erkrankten 61 Frauen an Demenz – davon 40 Frauen in der Hormontherapie-Gruppe und 21 Frauen in der Placebo-Gruppe. Das Demenzrisiko lag in der Hormon-Gruppe also fast doppelt so hoch wie in der Placebo-Gruppe. 

    Fazit: Wie sinnvoll sind Hormontherapien in den Wechseljahren?

    Eine Hormontherapie kann Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Stimmungsschwankungen wirksam lindern und so die Lebensqualität deutlich verbessern. Besonders bei starken Beschwerden profitieren viele Frauen von der Behandlung. Allerdings ist eine Hormontherapie nicht frei von Risiken. Studien, wie die der WHI zeigen, dass vor allem eine langfristige Anwendung das Risiko für Brustkrebs, Schlaganfälle, Thrombosen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann. Doch auch eine kurzzeitige Therapie kann in bestimmten Fällen das Risiko bereits steigern, insbesondere bei Frauen mit entsprechenden Vorerkrankungen oder familiärer Vorbelastung. Frauen, die bereits an Brustkrebs erkrankt sind, sollten laut Expertinnen, wie der Gynäkologin und Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft Katrin Schaudig grundsätzlich keine Hormontherapie erhalten, erklärt sie im Interview mit der DAK. Die Entscheidung für oder gegen eine Hormontherapie sollte daher immer individuell und nach sorgfältiger ärztlicher Abwägung erfolgen.

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