Fallen mehr Haare als üblich aus, ist die Angst groß: Bildet sich nun eine Glatze? Der Gang zum Hautarzt gibt Sicherheit und ebnet den Weg zu einer hoffentlich wirksamen Behandlung, die das Problem verzögert oder aufhält.
Die Normalität: So wachsen Haare
Ein Haarwachstumszyklus dauert zwischen zwei und mehr als sechs Jahre und wiederholt sich danach wieder. Üblicherweise gestaltet er sich entsprechend der Erklärung auf MSD Manuals wie folgt:
- anagene Phase: zwei bis sechs Jahre Dauer (Wachstumsphase)
- katagene Phase: ca. drei Wochen Dauer (Übergangsphase)
- telogene Phase: zwei bis drei Monate Dauer (Ruhephase)
Am Ende der telogenen Phase fällt das Haar aus. Im Haarfollikel reift ein neues Haar heran und beginnt zu wachsen, der Zyklus startet erneut. Normalerweise sind es zwischen 50 und 100 Haare am Tag, die das Ende der telegenen Phase erreicht haben und ausfallen.
Allerdings sind sowohl in der Wachstums- als auch in der Ruhephase Störungen des Haarzyklus möglich. Ein Ausfall der Haare noch in der anagenen Phase (Anagenes Effluvium) kann ebenso auftreten wie ein verstärkter Haarausfall in der telogenen Phase (Telogenes Effluvium).
Die Ursachen: Warum gibt es hormonellen Haarausfall?
Das Internetportal Thieme - Natürlich Medizin erklärt die Ursachen für einen hormonellen Haarausfall. Demnach sind die Geschlechtshormone schuld daran, dass zu viele Haare am Tag ausfallen, denn sie können in ein Ungleichgewicht geraten. Zu viele männliche Hormone, sogenannte Androgene, können ebenso ursächlich sein wie ein Überschuss an Östrogenen, also weiblichen Hormonen. Bei Frauen zeigt sich eine deutliche Hormonveränderung, die mit Haarausfall in Verbindung gebracht werden kann, vor allem in der Perimenopause. Auch eine Geburt kann einen deutlichen Haarverlust verursachen, welcher ebenfalls in der Hormonverschiebung im Körper begründet ist. Allerdings fallen hier vor allem die Haare aus, die in der Zeit der Schwangerschaft eine längere Ruhephase hatten (in der Zeit war der Haarverlust deutlich geringer als üblich). Weitere hormonelle Ursachen für Haarausfall sind beispielsweise:
- Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln
- Einnahme von Hormonersatzpräparaten
- Polyzystisches Ovarialsyndrom (vor allem bei jüngeren Frauen)
- Langzeitstress
- Nebenwirkungen von Medikamenten
Die Symptome: Wie zeigt sich hormoneller Haarausfall?
Ab einem Ausfall von mehr als 100 Haaren am Tag sprechen Mediziner von einem krankhaften Haarausfall. Dieser zeigt sich je nach Geschlecht unterschiedlich. Auf den Seiten des Universitätsspitals Zürich ist zu erfahren, dass vor allem Männer ihre Haare meist zuerst im Bereich der Stirn und der Schläfen verlieren, wenn sie unter hormonellem Haarausfall leiden. Die sogenannten Geheimratsecken bilden sich mitunter schon in den Zwanzigern und damit in jungen Jahren. Oft bleibt später nur noch ein Haarkranz übrig oder es entsteht eine vollständige Glatze.
Bei Frauen tritt ein verstärkter Haarausfall häufig im Bereich des Mittelscheitels auf, wobei die Alopecia androgenetica, also der hormonelle Haarausfall, nur selten mit einer Glatze endet. Interessant: Das Haar auf dem Kopf wird licht, während Unterschenkel, Gesicht und sogar die Zehen häufig stark behaart sind.
Die Diagnose: Was untersucht der Arzt?
Bei auffälligem Haarausfall sollte unbedingt ein Dermatologe aufgesucht werden. Dieser erhebt eine Anamnese und klärt dabei die Vorgeschichte bzw. geht Vorerkrankungen des Patienten oder der Patientin auf den Grund. Wichtig sind dabei unter anderem die folgenden Fragen, wie Simone Kolberg von der Johannis Apotheke Blankenese und Dr. Sebastian Kahl von der Dermatologie am Neuen Wall gegenüber dem NDR erklären:
- Sind Veränderungen des Menstruationszyklus auffällig?
- Könnte eine Schwangerschaft ursächlich sein?
- War vor kurzem eine Entbindung?
- Werden hormonelle Verhütungsmittel eingenommen?
- Bestehen Erkrankungen, die medikamentös behandelt werden?
- Leidet der oder die Betroffene an Stress?
Der Arzt wird einen Zupftest durchführen, bei dem sich zeigt, ob die Haare fest verankert sind oder sich schnell lösen. Zudem wird die Haarstruktur unter dem Mikroskop auf Brüchigkeit oder andere Auffälligkeiten hin überprüft. Darüber hinaus kann ein Trichogramm angelegt werden, bei dem deutlich wird, in welcher Phase die Haare ausfallen. Zusätzlich ist eine computergestützte Haaranalyse möglich. Eventuell werden Gewebeproben von der Kopfhaut entnommen, außerdem kann eine Blutuntersuchung sinnvoll sein. Dabei werden mögliche Mineralstoffmängel oder ein Entzündungsgeschehen im Körper deutlich.
Die Behandlung: Wie lässt sich hormoneller Haarausfall stoppen?
In der Regel ist eine Therapie, die auf einen Ausgleich des Hormonhaushalts abzielt, die effektivste. Gynäkologin S. L. Baus erklärt in der Fachzeitschrift Aktuelle Dermatologie aus dem Thieme Verlag, welche Behandlungsmöglichkeiten bei hormonellem Haarausfall infrage kommen:
- Unterdrückung der männlichen Hormone und/oder Erhöhung der weiblichen Hormone
- Hormonersatztherapie in der Postmenopause
- Wechsel auf andere Medikamente und/oder Verhütungsmittel
- zusätzliche Einnahme von Spurenelementen (Zink, Selen)
- Ausgleich eines Eisen- und Vitamin B12-Mangels
Zudem können lokale Behandlungsmittel angewendet werden. Gute Erfahrungen wurden bisher mit dem Wirkstoff Minoxidil gemacht, der den Hormonhaushalt des Körpers nicht beeinflusst, sondern für eine bessere Durchblutung der Kopfhaut sorgt. Wichtig: Es gibt keine Erfolgsgarantien! Außerdem bitten Dermatologen um Geduld bei der Behandlung: Es können mindestens drei Monate vergehen, bis sich erste Erfolge zeigen, sollte die gewählte Therapie anschlagen.
Übrigens: Generell sollten Haare und Kopfhaut möglichst schonend behandelt werden. Das gilt auch für die Anwendung von Haarfärbemitteln. Wer darauf nicht verzichten möchte, sollte unbedingt einmal natürliche Haarfärbungen testen. Fallen die Haare jedoch auffällig stark aus, sollten alle unnötigen Eingriffe in das Gleichgewicht von Haaren und Kopfhaut unterlassen werden.
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