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Geplanter Kaiserschnitt: Das sollten werdende Eltern wissen

Geburt

Geplanter Kaiserschnitt: Das sollten werdende Eltern wissen

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    Geplanter Kaiserschnitt: Das sollten werdende Eltern wissen
    Geplanter Kaiserschnitt: Das sollten werdende Eltern wissen Foto: Mascha Brichta

    Manchmal geht es nicht anders und ein Kind muss per Kaiserschnitt auf die Welt kommen. Für viele Mütter ist das erst einmal ein komisches Gefühl. Sie fragen sich: Wie läuft der OP-Tag ab? Und wie fühlt man sich danach?

    Bianca Grathwohl aus Tuttlingen hat es erlebt. Sie hat ihr zweites Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Die vaginale Geburt ihrer ersten Tochter habe bei ihr „ein kleines Trauma verursacht“, erzählt sie. „Ich habe mich ausgeliefert und gestresst gefühlt.“ Nie werde sie vergessen, wie die Ärztin ein Knie in ihren Babybauch drückte, um die Geburt voranzutreiben. Aus psychischen Gründen entschied sie sich deshalb in der zweiten Schwangerschaft nach langem Überlegen für einen geplanten Kaiserschnitt.

    Ängste können einen Kaiserschnitt begründen 

    Große Ängste und psychische Blockaden - so wie sie Bianca Grathwohl empfunden hat - zählen zu den sogenannten relativen Gründen für einen geplanten Kaiserschnitt, erklärt Professor Frank Louwen. Er ist Leiter des Schwerpunkts Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. 

    „Das sind Umstände, bei denen unter bestimmten Bedingungen auch eine normale Geburt stattfinden könnte.“ Das sei neben psychischen Gründen beispielsweise auch die sogenannte Beckenendlage. Hier sitzt das Kind nicht mit dem Kopf nach unten im Becken der Mutter, sondern mit dem Po. 

    Bei absoluten Gründen gibt es hingegen keine Alternative für einen Kaiserschnitt. „Dann liegen Erkrankungen oder Gegebenheiten bei Kind oder Mutter vor, die eine vaginale Geburt unmöglich machen.“ Beispielsweise, wenn das Ungeborene unter einer schweren Blutarmut leidet oder der Mutterkuchen den Weg nach draußen versperrt. 

    Oft ist die Entscheidung grundlos

    „Nicht viele Frauen in Deutschland entscheiden sich völlig grundlos für einen Kaiserschnitt“, sagt Andrea Ramsell, Hebamme und Präsidiumsmitglied des Deutschen Hebammenverbands. Häufig spielen tatsächlich Ängste vor einer spontanen Geburt eine Rolle. „Wichtig ist, dass man diese Ängste ernst nimmt und die Frauen auf ihrem individuellen Weg begleitet.“   Außerdem sei es wichtig, Mutter und Vater auf die Operation selbst, aber auch auf die Zeit danach gut vorzubereiten. Was gibt es dabei zu beachten? 

     „Zuerst einmal lässt sich sagen, dass werdende Eltern den organisatorischen Vorteil nutzen können, den ein geplanter Kaiserschnitt mit sich bringt“, sagt Alexandra Winkel, erste Vorsitzende des Bundesvorstandes der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung. „Eltern kennen den Kaiserschnitttermin und können sich beispielsweise in Ruhe um eine Betreuung für Geschwisterkinder kümmern.“ 

    So hat es auch Bianca Grathwohl erlebt. „Meine Mutter konnte sich vorab Urlaub nehmen, um auf unsere große Tochter aufzupassen. Das hat sehr viel Druck und Stress von uns genommen.“  Nachteilig sei jedoch, dass Frauen nach einem Kaiserschnitt in der Regel längere Zeit bräuchten, um sich zu erholen, sagt Hebamme Andrea Ramsell: „Man darf nicht vergessen, dass der Kaiserschnitt eine große Bauch-Operation ist, die Schmerzen an der Naht verursacht und natürlich auch mit Komplikationen verbunden sein kann.“ Drei bis vier Tage müssten Frauen nach der Geburt im Krankenhaus bleiben. 

    „Diese Tage waren für mich am schmerzhaftesten“, erinnert sich Grathwohl. Besondere Schwierigkeiten hatte sie, sich nach dem Kaiserschnitt im Bett aufzurichten.

     Tuch hilft beim Hinsetzen 

    Hier hat Alexandra Winkel einen Tipp für alle werdenden Mütter: „Frauen können sich ein langes Tuch von zu Hause mitbringen und es sich ans Ende des Krankenhausbettes knoten lassen.“ Daran könnten die Frauen sich beim Aufrichten langsam hochziehen.  Ebenso wichtig sei es, sich Gedanken über die Thrombosevorsorge zu machen, sagt Alexandra Winkel. „Viele Kliniken geben den Müttern nach der Geburt Thrombosestrümpfe, die die Frauen jedoch wegen der schmerzenden Wunde häufig schwer über die Beine bekommen.“ Hilfreich sei es, sich vorab Thrombosestrümpfe anpassen zu lassen, die man leichter anziehen kann. 

    In die Kliniktasche gehört darüber hinaus Unterwäsche, deren Bund nicht auf Höhe der Kaiserschnittwunde liegt. „Ich empfehle, dass Frauen nach der OP noch zwei bis drei Wochen ihre Umstandsunterwäsche tragen, da sie in der Regel komfortabler sitzt und nirgendwo drückt“, sagt Winkel. Mütter können auch erst einmal auf Nachthemden umsteigen, um so wenig Kontakt wie möglich an der häufig noch schmerzen Naht zu haben. Lotionen oder Cremes für die Wunde müssten Frauen jedoch nicht mit ins Krankenhaus bringen - Narbenpflege sei erst ein Thema, wenn sie wieder zu Hause seien. „Sie können die Naht dann nach Absprache mit ihrer Hebamme beispielsweise mit Mandelöl einreiben“, rät Winkel.

    Viel trinken und ballaststoffreich essen 

    Wenn die Wunde juckt, hilft es, eine Binde in den Gefrierschrank zu legen und die Kaiserschnittnarbe anschließend damit zu kühlen.  Ein weiteres schwieriges Thema für Frauen nach einem Kaiserschnitt ist laut Alexandra Winkel der Toilettengang. „Viele Mütter haben Angst, durch Pressen der Naht zu schaden.“ Obwohl diese Ängste unbegründet sind, empfehlt sie, nach der Geburt möglichst viel zu trinken und ballaststoffreich zu essen. So wirkt man hartem Stuhlgang und einer Verstopfung entgegen. 

    Was viele Frauen vor ihrem Krankenhausaufenthalt ebenfalls nicht wissen: Nach dem Kaiserschnitt dürften sie häufig mehrere Tage nicht duschen. Um sich wohlzufühlen, ist es hilfreich, ausreichend Einmalwaschlappen in die Kliniktasche zu stecken und auch an ein Trockenshampoo zu denken. 

    Unterstützung für zu Hause organisieren 

    Um die Zeit nach dem Kaiserschnitt zu Hause so entspannt wie möglich zu gestalten, sollten frisch gebackene Mütter für mindestens 14 Tage Unterstützung für Zuhause bekommen. „Die Mobilität ist nach dem Eingriff stärker und länger eingeschränkt als nach einer natürlichen Geburt. Das sollte man im Wochenbett unbedingt einplanen“, sagt Winkel. 

    Wer keine Verwandten in der Nähe habe und in den ersten Wochen auf sich allein gestellt ist, kann vor der Geburt beispielsweise eine ausgebildete Mütterpflegerin beantragen. Erste Anlaufstelle dafür ist die eigene Krankenkasse, um die Kostenübernahme zu klären. 

    Bianca Grathwohl hatte Hilfe von ihrem Mann und ihren Eltern. „Nach ein paar Tagen konnte ich mich aber schon wieder ganz gut bewegen.“ Für sie war die Entscheidung für den Kaiserschnitt genau richtig. Dennoch habe sie auch immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen gehabt. „Viele glauben, dass Frauen es sich mit einem Kaiserschnitt einfach machen. Das ist natürlich nicht richtig. Jede Frau hat das Recht, selbst über die Geburt entscheiden zu dürfen. Und niemand sollte das verurteilen." (tmn)

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