Angefangen bei den ersten Schmerzen bis zur endgültigen Diagnosestellung einer Endometriose vergehen rund 7,5 Jahre. Eine lange Zeit für Frauen, die sich Monat für Monat mit Schmerzen durch ihre Menstruation kämpfen. Erschreckend: Bei Schmerzpatientinnen sind es sogar bis zu zehn Jahre.
Endometriose: Verbreitete Erkrankung mit starken Symptomen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass weltweit rund 190 Millionen und damit etwa zehn Prozent der Frauen und Mädchen im gebärfähigen Alter von Endometriose betroffen sind. Die chronische Erkrankung geht mit lebensbeeinträchtigenden Symptomen einher, und doch gibt es derzeit weder eine Behandlung noch eine sofortige Diagnose. Im Gegenteil, die Diagnosestellung dauert oft viele Jahre, während der sich die Betroffenen mit starken Schmerzen und weiteren Beschwerden quälen. Zu diesen gehören laut NDR unter anderem:
- Übelkeit
- extreme Unterbauchkrämpfe
- Kreislaufprobleme
- Schmerzen in der Leiste, in der Blase oder in der Schulter (in Abhängigkeit von der Regelblutung)
- starke Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Unfruchtbarkeit
Gleichzeitig geht die WHO davon aus, dass eine frühzeitige Diagnose wichtig ist, um eine wirksame Behandlung einzuleiten und die Lebensqualität der betroffenen Frauen und Mädchen zu verbessern. Zudem berichtet die Techniker Krankenkasse von einer Langzeitstudie zwischen 1989 und 2017, in deren Ergebnissen von einem erhöhten Schlaganfallrisiko bei Frauen mit Endometriose gesprochen wird. Dieses Risiko kann um 34 Prozent höher sein als bei Frauen ohne die Erkrankung. Umso wichtiger wäre eine frühzeitige Diagnose.
So wird die Diagnose „Endometriose“ gestellt
Entsprechend den Ausführungen der Endometriose Vereinigung Deutschland e. V. findet anfangs ein Anamnesegespräch statt, das häufig zuerst mit dem Hausarzt geführt wird. Beschränken sich die Symptome auf den Bauchbereich, gehen viele Frauen und Mädchen aber auch direkt zum Gynäkologen. Hier wird das weitere diagnostische Vorgehen besprochen. Häufig wird nun bereits deutlich, dass sich die Beschwerden im Rahmen des Zyklus ändern. Der Arzt wird eventuell ein Schmerz- und Symptomtagebuch verlangen. Danach folgen weitere Untersuchungen:
- Tastuntersuchung von Vagina, Gebärmutter und Enddarm
- Ultraschall über Vagina und Bauchdecke
- eventuell Darmspiegelung
- eventuell MRT
- neu: Speicheltest
Teilweise erfolgt die Diagnosestellung durch einen operativen Eingriff. Bei einer Laparoskopie (Bauchspiegelung) erfolgt die Entnahme einer Gewebeprobe, die danach labortechnisch auf Veränderungen und Zystenbildung untersucht wird.
Warum dauert die Diagnosestellung so lange?
Die Frage, warum eine Endometriose häufig erst so spät erkannt wird, beantwortet die Pharmazeutische Zeitung unter anderem damit, dass die Symptome der Erkrankung teilweise sehr unterschiedlich sind. Aufgrund der verschiedenen und oft sehr umfangreichen Beschwerden sei es schwer, sie einer Erkrankung zuzuordnen. Emma Cox, CEO von Endometriosis UK, weist darauf hin, dass Frauen häufig nicht ernst genommen würden. Die Symptome würden oft als normal oder „nicht so schlimm“ abgetan. Viele Frauen trauen sich daher auch nicht, immer wieder einen Arzt aufzusuchen, da ihnen unterstellt wird, sie würden sich ihre Beschwerden einbilden oder zur Hypochondrie neigen. Meist finden die Betroffenen erst wirklich Beachtung, wenn sich ein unerfüllter Kinderwunsch einstellt.
Auch die Techniker Krankenkasse erklärt, dass Endometriose trotz der schweren Symptome häufig nicht als ernsthafte, chronische Krankheit wahrgenommen wird. Dabei kann sie unbehandelt lebenslange Folgen haben. In der Gesellschaft wird das Thema Endometriose zu wenig thematisiert und selbst im privaten Umfeld fühlen sich viele Frauen und Mädchen alleingelassen. Die Aussage, dass die Schmerzen und Beschwerden zur Menstruation und zum „normalen Frausein“ gehören würden, bewirkt, dass sich viele Betroffene nicht mehr trauen, über ihre Gesundheitsprobleme zu sprechen. Es ist Zeit, diese Einstellung zu ändern, und das gilt für das private Umfeld ebenso wie für die Angehörigen der medizinischen Berufe.
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