Im Gespräch mit Reizdarm-Patienten

Reizdarm-Therapie soll individuelle Beschwerden lindern und gut verträglich sein - das wünschen sich Betroffene.
Reizdarm-Patienten fühlen sich oft als psychisch krank missverstanden, mit ihren Problemen alleingelassen und suchen das "perfekte Reizdarmmittel". So lauten die Kernergebnisse von zwei interaktiven Gesprächsrunden mit langjährig betroffenen Reizdarm-Patienten und der Darmspezialistin Dr. med. Nicole Steenfatt, Bad Oeynhausen, zu der die Deutsche Reizdarmselbsthilfe e.V. aufgerufen hatte.
"Um falsche Hoffnungen zu vermeiden, ist es wichtig, den Patienten gleich zu Therapiebeginn zu vermitteln, dass es keine Universallösung für alle gibt, sondern dass jeder Patient (s)eine individuelle Therapie benötigt", erklärt Steenfatt. Darüber hinaus untersucht die Ärztin bei dauerhaften Verdauungsproblemen auch die Stabilität/Durchlässigkeit der Darmbarriere. Denn bei vielen chronischen Darmerkrankungen gilt eine gestörte Darmbarriere heute als maßgeblicher Faktor, der zu Fehlfunktionen führt, die Entzündungen und Bewegungsstörungen im Darm bewirken. Bei den Leitsymptomen Blähungen, Krämpfe und Durchfall sind pflanzliche Myrrhe-Arzneimittel eine sinnvolle Behandlungsmöglichkeit, da sie nicht nur die Beschwerden lindern, sondern auch die Darmbarriere stabilisieren können.
Maßgeschneiderte Therapie
"Da bei jedem Patienten unterschiedliche Beschwerden im Vordergrund stehen und sich diese im Krankheitsverlauf ändern können, ist eine maßgeschneiderte Behandlung sehr wichtig", erklärt die Reizdarmspezialistin. Dazu gehöre neben dem Einsatz verschiedener Medikamente auch eine individuelle Optimierung des Ernährungsverhaltens und Maßnahmen zur Stressreduktion. Hierbei sei es wichtig, Schritt für Schritt vorzugehen und nach jeder Veränderung die Beschwerden genau zu beobachten, um die vielschichtige Therapie entsprechend anzupassen. Das erfordere sowohl eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient als auch viel Geduld. "Eine schnelle Lösung gibt es nicht", erklärt die Ärztin.
Pflanzliche Mittel besonders beliebt
Viele Patienten fragen gezielt nach pflanzlichen Arzneimitteln, da diese meist wenig Nebenwirkungen haben und daher für eine dauerhafte Anwendung besonders geeignet sind. "Die Darreichungsform oder auch die Anzahl der Tabletten ist den meisten nicht wichtig. Aber das Medikament sollte unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden können, da diese je nach Intensität der Beschwerden oft sehr unregelmäßig stattfinden, erklärten mehrere Teilnehmer der Patienten-Gesprächsrunde", so Steenfatt.
Häufiger Wunsch: Ein Arzneimittel für mehrere Beschwerden
Dabei bevorzugen die Betroffenen Arzneimittel, die mehrere ihrer Beschwerden bessern können. Hier sind besonders Kombinationen aus Arzneipflanzen eine gute Option, denn sie greifen an verschiedenen Punkten im Verdauungstrakt an und verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung. "Das nennen wir Multi-Target-Effekt", erklärt die Ärztin. So wirken pflanzliche Kombinationsarzneimittel mit Myrrhe, zum Beispiel Myrrhinil-Intest, gegen drei Leitsymptome des Reizdarms - Blähungen, Krämpfe, Durchfall - und haben darüber hinaus einen stabilisierenden Einfluss auf die Darmbarriere.
Laboruntersuchungen an der Universität Leipzig zeigen, dass die Arzneipflanze Myrrhe - sowohl einzeln als auch in Kombination mit anderen Arzneipflanzen - die Darmbarriere vergleichbar gut stabilisiert wie das häufig verordnete Kortisonpräparat Budesonid. Die Darmwand ermöglicht unserem Körper die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme aus dem Darminhalt, muss aber auch das Eindringen von gefährlichen Bakterien verhindern. Einige schädliche Bakterien, Medikamente, Alkohol oder Nikotin können die Darmbarriere schädigen und so ihre Durchlässigkeit erhöhen. Dann können Schadstoffe oder Mikroorganismen vordringen und Beschwerden verursachen.
Eine intakte Darmbarriere ist ebenfalls bedeutsam für eine erfolgreiche Ansiedlung von Probiotika (lebensfähige Mikroorganismen), die bei Reizdarm oft eingesetzt werden, um die Darmflora positiv zu beeinflussen. Um den Effekt der Probiotika zu optimieren, ist ein stabiles Fundament und somit eine stabile Darmwandbarriere unabdingbar.
Tagebuch hilft bei Optimierung der Therapie
Im Rahmen der Reizdarm-Behandlung ist es außerdem wichtig herauszufinden, in welchen Situationen der Darm vorwiegend Probleme macht, und diese Auslöser, wie etwa Stress oder bestimmte Nahrungsmittel, gezielt zu meiden. Um die Problemverursacher zu entlarven, kann ein Tagebuch hilfreich sein. Es hilft den Patienten dabei, ihren Körper und seine Reaktionen besser kennenzulernen und entsprechend auf die Signale aus der Körpermitte zu reagieren. Eine PDF-Vorlage kann hier kostenlos heruntergeladen werden. (ots)
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