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Universitätsklinikum Augsburg

Daten für die Forschung

Prof. Dr. Evaldas Girdauskas (links) und Prof. Dr. Bruno Märkl vor dem Stickstofftank, der die Gewebeproben bei minus 180 Grad Celsius lagert, weshalb er mit dicken Handschuhen befüllt wird.
Bild: UKA, oh
Prof. Dr. Evaldas Girdauskas (links) und Prof. Dr. Bruno Märkl vor dem Stickstofftank, der die Gewebeproben bei minus 180 Grad Celsius lagert, weshalb er mit dicken Handschuhen befüllt wird.

50 Prozent aller  Kardiovaskulären Erkrankungen – dazu gehören dauerhafter Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall – enden tödlich. Es ist die häufigste Todesursache in Deutschland. Deshalb wurde die Biobank am Universitätsklinikum Augsburg nun um kardiovaskuläres Biobanking erweitert.

Ines Lehmann

 

Bislang lagern bereits um die 50 000 Proben, entnommen aus den unterschiedlichen Tumoren (jeder fünfte erkrankt in Deutschland an Krebs) in Leber, Hirn, Magen und Darm, aber auch Körpersäfte wie Blut, Urin, Sekret bei bis zu minus 180 Grad Celsius in einem Stickstofftank. Verantwortlich hierfür ist Prof. Dr. Bruno Märkl, Direktor des Instituts für Pathologie und Molekulare Diagnostik. Die Augsburg Central Biobank – ACBB – ist dem Pathologie-Lehrstuhl zugeordnet, besitzt aber Eigenständigkeit. 

Tumorgewebe und die Flüssigbestandteile werden hier zum Zweck der Forschung gelagert. „Wenn ein an Krebs erkranktes Kind als Spätfolge der Therapie im Erwachsenenalter erneut an Krebs erkrankt, dann kann uns das 15 Jahre zuvor eingefrorene Tumorgewebe Antworten zur damaligen Erkrankung liefern, denn bei Krebs besteht  leider immer eine gewisse Rückfallquote. Ohne die Bank für Biomaterial würden wir über die Möglichkeit der Forschung anhand von Proben nicht verfügen“, erklärt Märkl.

So ist zum Beispiel die chronische myeloische Leukämie im Vergleich zu früher heute gut behandel- und sogar heilbar. Dabei ist äußerst streng geregelt, wer wann warum welche  Probe entnehmen darf. Der Patient beziehungsweise der gesetzliche Vormund kann sein Einverständnis zur Einlagerung der Probe – egal, ob fest oder flüssig – jederzeit widerrufen.

Hohe Zustimmungsrate

Dieses Problem kennt Herzchirurg Prof. Dr. Evaldas Girdauskas nicht. Die Zustimmungsrate seiner Patienten zur Abgabe einer Gewebe- oder Flüssigprobe ist sehr hoch. „Wir  fragen jeden unserer Patienten, die wegen eines Eingriffs in die Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie kommen müssen, vor der Operation nach einer Gewebe- oder Flüssigprobe.  Allerdings handelt es sich dabei um Gewebe, das ohnehin entfernt würde“, erklärt der Klinikdirektor.

Beim kardiovaskulären Biobanking geht es im Grunde um dasselbe Verfahren wie bei der Tumorbank: Bestimmte Marker im Blut, Sekret oder Gewebe zu finden, die Aufschluss darüber geben können, wie sich eine Erkrankung entwickelt, um daraus die entsprechenden Maßnahmen abzuleiten und zu präzisieren.

Biomarker geben Auskunft über Erkrankungsrisiko

Girdauskas erklärt dies an einem Beispiel: „Hat ein Patient eine erweiterte Hauptschlagader, muss das nicht zwingend sofort operiert werden. Erst, wenn die Aussackung größer als 50 bis 55 Millimeter ist, befürworten die aktuellen Leitlinien eine Operation. Allerdings kann auch ein kleineres Aneurysma zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.

Aus entsprechenden Biomarkern in den Proben der Biobank können wir lernen, wie hoch das Risiko bei diesem Patienten ist, dass das Aneurysma platzt. Dann könnte man durch eine frühzeitige Operation das Patientenleben retten.“ Für die Zukunft gehen die Wissenschaftler davon aus, Krankheiten und deren Verläufe voraussagen zu können. 

Erweiterung um Gefäßmedizin

Die Biobank soll nicht auf die Herzchirurgie beschränkt bleiben, sondern demnächst um die Gefäßmedizin erweitert werden. „Das entspricht dann auch unserem ersten  Department, das momentan in Gründung ist und aus den drei Kliniken 1. Medizinische Klinik, Gefäßchirurgie und Herz-Thorax- Chirurgie besteht. „Wir haben in Augsburg aus zweierlei Gründen eine fantastische Ausgangslage für die Forschung mit Gewebe- und Flüssigproben“, sagt Pathologe Märkl. „An vielen Kliniken ist es so, dass deren Biobanken über den ganzen Campus verteilt sind und zudem Gewebe- und  Flüssigprobenbank geteilt sind. Bei uns befindet sich alles unter einem Dach. Das schafft kurze Wege und Synergien.“

„Außerdem“, ergänzt Herzchirurg Girdauskas, „kommen alle Patienten mit kardiovaskulären Problemen in Augsburg und Umgebung zu uns ans UKA. Das heißt, es gibt keine Präselektion. Der Unternehmer kommt ebenso zu uns wie die Kassiererin, die finanziell Unabhängige genauso wie der Geringverdiener – also ein guter Querschnitt durch die Bevölkerung. Die Proben sind so heterogen, wie es geht.“

Jeder Forscher auf der Welt hat Zugriff

Die Biobank der Augsburger Universitätsmedizin ist Teil der Deutschen Biobank-Allianz und beim BBMRI – einem europäischen Biobankennetzwerk – angemeldet, sodass jeder Forscher überall auf der Welt auf die Proben zugreifen kann und jeder Patient von den Erkenntnissen profitiert. Finanziert wurde die Biobank an der Augsburger Uniklinik  Sowohl von der Gesellschaft zur Förderung des Universitätsklinikums als auch von mukis, dem Förderverein für die Kinderklinik Augsburg | Mutter-Kind-Zentrum Schwaben, die sich beide seit vielen Jahren sehr für das UKA engagieren. (pm)

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